Habe mir erlaubt auch ein bzw. zwei e-Mails an den Initiator zu richten:
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Vielen Dank für ihre Antwort!
Ich weiß wohl, dass sie den Motorradfahrern damit anraten wollen, dass sie immer genügend Abstand halten sollen, aber in erster Linie erwecken diese Stories das Gefühl, dass der Motorradfahrer schuld daran ist. Ohne sie persönlich angreifen zu wollen möchte ich doch den Aspekt der so genannten „Betriebsblindheit“ aufmerksam machen. Vielleicht sehen sie nicht, was sie damit aussagen, weil es für sie so die „richtige Aussage“ repräsentiert. Meine „abenteuerliche Idee“ jedenfalls ist ein Grundtonus der sich in meinem Bekanntenkreis zu den Stories manifestiert. Diese „Idee“ stammt nicht nur von mir und ist eigentlich schon eine Ansicht. Vielleicht sollten sie einmal versuchen diese Ansicht zu verstehen und sehen selber, wie wir auf diese Idee kommen.
Ich wollte meine E-Mail nicht mit Geschichten überladen. Ich bin sehr interessiert in Unfällen und an deren Ursachen und Wirkung so kann ich ihnen noch folgende Geschichte eines Bekannte Steirers erzählen:
Er und sein Freund waren damals mit dem Mopped unterwegs. Es handelte sich um zwei Mopeds jeweils im Soziusbetrieb. Das erste Mopped fuhr um eine enge Kurve das zweite folgte kurz darauf. Ein entgegenkommender, alkoholisierter Lenker kam mit weit überhöhter Geschwindigkeit auf die andere Fahrbahn und erwischte das zweite Mopped. Fazit: Beide (Fahrer und Sozius) schwerverletzt über Monate im Krankenhaus. Wegen der offenen Schenkeltrümmerfrakturen (beider) und Kniescheibenfraktur des Fahrers (meines Bekannten) musste vor allem letzt genannter über ein Jahr zur Rehabilation und hat und wird immer Probleme beim Gehen haben. Dem Alkolenker wurde nicht einmal der Führerschein entzogen! Das Gericht entschied aber auf 100 % Schuld des Fahrers. Glauben sie mir, da waren alle Reserven wurst! Was glauben sie wohl, was mein Bekannter zur Folder2 Story2 (
http://www.vsicher.at/Kampagne/Folder2Story2.htm) sagt?
Ihr Kommentar zu den anderen Sotries fehlt noch (Rechtsvorang etc.) Ich hoffe aber, dass sie diese E-Mail als konstruktive Kritik eines eigentlich Gleichgesinnten ansehen und nicht nur Pauschal ablehnen.
Mit freundlichen Grüßen
Michael ****
> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: Michael Praschl [mailto:praschl@aon.at]
> Gesendet: Freitag, 23. August 2002 09:35
> An: **** Michael
> Betreff: Re: Ihr ernst?
>
> Sehr geehrter Herr ****,
> es freut mich, dass Sie zu den verantwortungsvollen Bikern gehören. Aber wie Sie
> auf die abenteuerliche Idee kommen, dass wir den Motorradfahrer für den
> alkoholisierten Zustand des Autofahrers verantwortlich machen, ist mir nicht klar.
> Bitte schauen Sie sich den Folder nochmals genau an und lesen Sie auch den
> Text. Wir warnen Motorradfahrer vor möglichen Fehlern oder
> verantwortungslosen Verhaltensweisen anderer Fahrer - auch damit zu rechnen
> ist für uns überlebenswichtig (Sicher haben Sie auch schon solche Erfahrungen
> gemacht). Der Folder soll auch etwas dazu beitragen, dass manchen Autoafahrern
> ein Licht aufgeht. Auch einige andere Folder beziehen sich auf mögliches
> Fehlverhalten anderer Verkehrsteilnehmer (Autofahrer verschulden ca. 25-30%
> der tödlichen Motorradfahrer.).
> Schöne Grüße und Gute Fahrt
> Michael Praschl
> >
> >
> > **** Michael schrieb:
> >
http://www.vsicher.at/Kampagne/Folder2Story2.htm
> > Das ist doch nicht ihr ernst oder? Ich passionierter Motorradfahrer und gehöre
> > zu jenen, die das hauptsächlich aus Spass machen. Die Statistik noch nie einen
> > Strafzettel wegen überhöhter Geschwindigkeit bekommen zu haben spricht
> > wohl für mich.
> > Ich habe auch schon den sechsten Sinn entwickelt, die ein Motorradfahrer
> > einfach braucht, damit er nicht von Autofahrern umgebracht wird, aber in der
> > Story machen sie den Motorradfahrer für den alkoholisierten Zustand des
> > Autofahrers und den dadurch verursachten Unfall verantwortlich. Das kann doch
> > nicht ihr ernst sein!
> >
> > Dazu kommt zB:
> >
http://www.vsicher.at/Kampagne/Folder2Story1.htm
> > Man sollte dem Jugendlichen klar machen, dass Alkoholmissbrauch und der
> > damit verbundene Verlust des Gleichgewichtsinnes ursächlich für den Unfall sind
> > und nicht die fehlenden Reserven!
> >
> > In ihrer Kampagne scheint für alles der Motorradfahrer schuld zu sein. zB wurde
> > ich letztes Jahr auf der Westautobahn bei einem Überholvorgang von einer Frau
> > abgedrängt, die Trotz meines Hupens keinen Schulterblick durchgeführt hat und
> > obwohl ich genug seitlichen Abstand hatte (genügend Reserven) und durch
> > ausweichen und abbremsen einen Unfall vermeiden konnte hat die Frau zügig
> > einen nicht angekündigten (ohne Blinken) Fahrstreifenwechsel OHNE GRUND
> > gemacht und diesen Vorgang auch mit einem Dauerhupen meinerseits nicht
> > abgebrochen hat. Das ich ihr den "Vogel" gezeigt habe ist wohl eine natürliche
> > Reaktion und einsichtig.
> >
> > Ich vermute, dass sie selber Motorrad fahren und hoffe sie sehen ein, dass sie
> > mit dieser Art von Geschichten den Autofahrern einreden sie
> > (
http://www.vsicher.at/Kampagne/Folder6Story1.htm) haben schon Recht,
> > wenn sie die Rechtsregeln nicht beachten! Es tut mir Leid und mit allen
> > Bemühung und Versuchen sie zu verstehen, das leuchtet mir nicht ein. Man
> > sollte auch bei den Autofahrern das Bewusstsein fördern, dass sie nicht alleine
> > auf der Straße sind und eine derartige Pauschalisierung von Motorradfahrern
> > kann ich wirklich nicht begrüßen.
> >
> > Im Grunde jedoch möchte ich noch anbringen, dass eine Bewusstseinsbildung
> > bei Motorradfahrern sicherlich angebracht ist (manche haben aber schon selber
> > darüber nachgegrübelt) nur sehe ich bei Bekannten, dass ihre Kampagne so nur
> > auf Ablehnung stößt und zum Teil eine Art Trotzreaktion hervorruft.
> >
> > Vielleicht lenken sie in ihrer Kampagne ein und versuchen vermehrt die
> > Autofahrer auch auf gewisse Gesetzeslagen aufzuklären. Vielen ist zB nicht
> > bekannt, dass bei einer stehenden Kolonne, bei genügend Sicherheitsabstand
> > mit angemessener Geschwindigkeit und unter Berücksichtigung der sonst
> > gültigen Vorangsregeln vorbeigefahren werden darf (Vorschlängeln bei Ampeln).
> > Manche Autofahrer werden bei so was fast handgreiflich (so passiert auf der
> > Mariahilfer Straße in Wien 6). Wobei ich auch beim Vorbeischlängeln noch nie
> > jemand war, der sich darum reißt. Wie gesagt fahre ich zum Spaß und wenn ich
> > in der Stadt hinter den Autos hertuckere ist mir das auch egal.
> >
> > Nur bei großer Hitze lasse ich mich ab und zu verleiten drei bis vier Autos
> > vorzufahren unter den oben genannten Aspekten (es kann ja immer noch einer
> > schnell aussteigen -> Schritttempo ist zu schnell). Natürlich gibt es auch andere
> > Motorradfahrer, aber ich glaube nicht, dass ich Prügel für mein Verhalten
> > verdient hätte und vertraue darauf, dass sie mir zustimmen werden.
> >
> > Fazit: BikersProject im Prinzip eine super Idee, die Details ...
> >
> > Mit freundlichen Grüßen
> >
> > Michael ****
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Auch für das Forum ok? Oder habe ich mir hier jetzt Feinde gemacht? Hoffentlich nicht mehr als OliS sich Feinde in .AT wegen den Schleusen geholt hat :teufel:
lG
Michael
PS: Der erwähnte Bekanntenkreis bezieht sich zu fast 90% auf das TDM-Forum, dass muss er ja nicht wissen ;D
--
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TDM '01 4TX BMC
CU@
http://studi.go.to
PPS: Noch die Antwort auf mein obiges Mail:
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Lieber Gleichgesinnter,
leider gibt es auch Unfälle, die mit allen Reserven und Vorsichtsmaßnahmen nicht mehr zu verhindern sind - das ändert aber nichts daran, dass man durch das Einkalkulieren möglichst vieler Gefahrenmomente und auch eigener und fremder Fehler viele Unfälle verhindern kann und dass man diesen Gedanken auch in der Fahrausbildung vermitteln muss. In meinen bisherigen ca. 150.000 Motorradkilometern war ich sicher schon mit weit über 100 dramatischen Vorrangverletzungen durch andere Verkehrsteilnehmer konfrontiert, die ich aber glücklicherweise durch eine große Sicherheitsreserve (und natürlich auch den für Biker wichtigen "Vorahnungen") immer ausgleichen konnte. Häufig wird man von Autofahrern übersehen (z.B. beim Überholen) - dem muss man ganz einfach so weit als möglich vorbauen (Abstand-, Temporeserve, besondere Aufmerksamkeit, etc.).
Das ist aber nur ein Aspekt! Der "typische" Motorradunfall ist nach wie vor der Kurvenunfall aufgrund einer nicht an die Situation und das Fahrkönnen angepassten Geschwindigkeit.
Wir sind glaube ich die ersten, die in einer Motorradsicherheitskampagne auch das Fehlverhalten von Autofahrern aufzeigen ("Alkohol am Steuer" ist auch mir persönlich ein Dorn im Auge und wir werden uns nächstes Jahr intensiv mit diesem Thema auseinandersetzen - was in Österreich allerdings ein großes politisches bzw. gesellschaftspolitisches Problem ist). Die Folder haben wir vor dem Einsatz ausführlich getestet (über 200 Befragungen) und die von Ihnen vorgebrachte Interpretation ist mir an sich neu. Vereinzelt bakamen wir eher Vorwürfe, dass wir die Autofahrer "diskriminieren", da wir diese als "Alkolenker", etc. darstellen (obwohl wir ja nur von Einzelfällen reden).
Jedenfalls hoffe ich, dass sich der diesjährige Trend der sinkenden Motorradunfallzahlen fortsetzt und wir einen beitrag dazu leisten können.
Schöne Grüße
Michael Praschl
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