Ist zwar viel zu lesen aber ich denke es ist interessant weil es jeden treffen kann.
Folgende Situation:
Ich hatte am 19.10. 2004 !!! (Stimmt 2004) einen Verkehrsunfall mit dem Bike.
Ich fuhr auf der Gudrunstrasse in Richtung Simmering.
Meine Fahrspur war vollkommen frei (so weit das Auge reicht)
An der Kreuzung Gudrunstrasse/Sonnwendgasse hatte sich auf der Gegenfahrbahn
ein Stau gebildet der bis in den Kreuzungsbereich hineinreichte.
(Stört mich ja nicht – ist ja der Gegenverkehr)
Als ich auf die Kreuzung zufuhr (aber doch noch weit weg von der Kreuzung )
schaltete die Ampel in meiner Fahrtrichtung von Rot/Gelb auf Grün.
Also hatte ich frei Fahrt. (kein Fahrzeug querte während ich die Kreuzung
einblicken konnte meine Spur) Im selben Moment als die Ampel umschaltet
quert ein PKW meine Spur (ich hatte schon grün!! War aber noch weit genug weg –
Mein Gedanke.... Puhh – der ist aber schon bei Dunkelrot gefahren.
Also ich fahre weiter mit ca. 45km/h.
Und dann das unerwartete...Noch ein Fahrzeug kommt von links in den Kreuzungsbereich
sieht mich ... und bleibt nach einer abrupten Bremsung auf meiner Spur stehen.
Der Abstand bis zum stehenden Fahrzeug in dem Moment waren geschätzt 3-4 PKW-Längen.
(Ausweichen nicht möglich , da ja Stau auf der Gegenfahrbahn)
Erster Gedanke.......... Jetzt hebe ich ab.
Gleichzeitig habe ich den Anker geworfen –sprich Notbremsung.
(hinten leicht überbremst aber ansonsten Musterbremsung)
Dann kommt was kommen musste ... Crash in die Beifahrertür.
Mehr oder weniger hab ich nur angeklopft... also eine leichte Delle in der Türe.
Ich sitz am Tank aber nicht mal umgefallen.
Zweiter Gedanke... Gott sei dank – nicht abgehoben.
Soviel mal zu Situation.
Aber jetzt kommt es....
Mein Gegner (Primar Dr. Karl xxx.) setzt die Fahrt einfach fort nach dem ich mal auf Tuchfühlung gegangen war.
3.Gedanke.. der haut ab. Dem war nicht so.
Er fuhr nur ca. 50m die Strasse weiter und hielt dort an.
Ich ihm nach und habe auch geparkt.
Stieg ab , zeigte ihm den Daumen nach oben (hast super gemacht )
und schaute mal bei mir was alles beschädigt ist.
Am ersten Blick nichts zu sehn.
Also den Herrn mal befragen was er sich dabei gedacht hat.
Ich kam gar nicht zum reden , da meinte er „Sie hätten mich ja sehen müssen“ !!!
Ich sage „Hallo !! Sie haben ROT gehabt!!“ Also Streit geht los.
(weil seine Türe ist eingedrückt von seinem neuen 45.000.-EURO Auto – hatte erst 2000km am Tacho)
Gott sei Dank ist derjenige , der vorhin auch schon bei Rot über die Kreuzung fuhr,
auch stehengeblieben weil er im Rückspiegel beobachtete dass es gekracht hat.
(Komisch - der schaut in den Rückspiegel wenn er über die Kreuzung fährt ? Hatte wohl auch schon ein schlechtes Gewissen)
Dann geht die Diskussion los. Alle beide regen sich über den PKW auf ,
der sie daran gehindert hat die Kreuzung zu passieren. Also läuft der ,
der als erster fuhr zur Kreuzung zurück und fotografiert den PKW der immer
noch im Kreuzungsbereich stand.
(Der PKW blockierte Ihre Fahrspur und so konnten Sie die Kreuzung nicht passieren
und wollten sich dann hinter der stehenden Kolonne bei Rot noch vorbeischwindeln)
In der Zwischenzeit weitere Diskussion mit dem Herrn Doktor. Ich merke das bringt
nichts – also Polizei muss her. Rufe Polizei an. Die netten Herren meinten nur
„Wir waren ja nicht dabei und die Fahrzeuge stehen auch nicht mehr dort wo es
passiert ist – also macht euch das über die Versicherung aus –wir können da nichts
machen“ (eh klar..)
Na gut – also Unfallbericht ausfüllen. Die wichtigsten Daten ausgefüllt und wollte
gerade eine Skizze anfertigen , da meinte der Herr Dr. „Sie können da jetzt
hinschreiben und aufzeichnen was Sie wollen , ich unterschreibe den Unfallbericht
nicht“ (Polizei und Zeuge waren inzwischen auch schon weg ,
aber seine Daten hatte er uns hinterlassen.)
Meine Frage daraufhin war – wie bitte ?? Unfallbericht bitte unterschreiben damit sie
Ihre Daten bestätigen. Er darauf hin wieder „Ich unterschreibe gar nichts – ich übergebe das alles meinen Anwälten“
Da war der Moment gekommen , wo ich 6 Monate Gefängnis in Kauf genommen hätte und hätte ihm eine geknallt.
Also noch kurze Diskussion und dann beendeten wir die Sache.
War aussichtslos.
Ich am nächsten Tag zu meiner Versicherung und zur Versicherung des Herrn Dr.
und mache Schadensmeldung.
Dann lange nichts zu hören.
Mittlerweile ist es November 2004
Also gut – Anruf bei der Versicherung und über den Stand der Dinge informieren.
Siehe da... der Herr Doktor behauptet er sei bereits bei Grün in die Kreuzung eingefahren und musste durch das Verkehrsaufkommen in der Kreuzung anhalten und ich sei einfach so dahergekommen und sei ihm in die Tür gefahren.
(Eh klar – bin ja ein Kamikaze-Biker.. das würd ich nicht mal mit dem PKW machen.)
Also endlose Diskussionen mit der Versicherung und zig. E-mails.
Dann im Jänner 2005 eine Wende im Fall.
Der Herr Dr. Primar xxxx hat seiner Versicherung ein schriftliches Zahlungsverbot erteilt und mich verklagt !!!!!!!
(Mich persönlich als Erstbeklagten und meine Versicherung als Zweitbeklagten)
Also gut... Ich hätte eh nicht klagen wollen weil ich zu dem Zeitpunkt noch keine Rechtsschutzversicherung hatte (man wird ja klüger- jetzt hab ich eine) und die Anwaltskosten warscheinlich schon die Schadenshöhe überschritten hätten – also
wollte ich diesen Schritt nicht setzten.
Ach ja – was ich noch nicht erwähnt habe ist die Schadenshöhe.
Am PKW entstand ein Schaden von ca. 1800.- EUR.
An meinem Bike ca. 1300.- EUR (tausch Gabelholme und vordere Felge – laut
Sachverständgengutachten)
Also muss ich vor Gericht als Beklagter.
12.05.2005 Erster Gerichtstermin!!
Wer war nicht erschienen ? Eh klar der Herr Dr. Primar..
(Hatte wichtigeren Termin als das Gericht)
Auch der Zeuge war nicht erschienen.
Also mache ich meine Aussage und ein neuer Termin wird fixiert.
13.09.2005 Zweiter Gerichtstermin.
Mein Gegner macht Aussage... Zeuge wieder nicht erschienen
(ich hatte den Zeugen auch nicht mehr telefonisch erreicht)
wie sich später herausstellte war er lange Zeit in Amerika und bekam nie die
Vorladung für den Gerichtstermin)
Eh klar .... wenn schon alles schiefläuft – dann kann mein Zeuge auch verschwinden)
Aber der Anwalt meiner Versicherung hatte ihn per e-mail erreicht und so wussten wir dass er um den 10.10.2005 wieder in Österreich ist...
Also setzte die Richterin den dritten !!! Verhandlungstermin für 10.10.2005 an.
Endlich – Zeugenaussage auch vorhanden.
Dieser bestätigte meine Aussagen – Gott sei Dank !!!
Denn die Richterin und der Sachverständige glaubten den Herrn Doktor nicht wirklich
als er behauptete er sei schon in der Kreuzung gestanden und ich bin ihm „einfach reingefahren“.
Soweit – so gut.
Also Verhandlung abgeschlossen – Urteil ergeht schriftlich. Also wieder warten.
Am 23. März 2006 erhalte ich das 18 Seiten !! umfassende Urteil.
Schuldverteilung 75% der Herr Doktor – 25% ich.
Begründung: Man muss jederzeit damit rechnen dass auch bei Grünlicht die Kreuzung noch nicht komplett geräumt ist und noch Fahrzeuge die Kreuzung
passieren können. Somit habe ich ein viertel der Schuld bekommen.?!!?!?!?
Gerichtskosten muss der Kläger tragen.
Also abwarten bis Einspruchsfrist vergeht und Urteil rechtskräftig wird.
Und was passiert dann... Ihr werdet es schon ahnen ... der Herr Doktor hat berufen !!
Wieder warten..
Dann endgültige Entscheidung am 04.09.2006 – Berufung wurde abgeleht.
Somit ist das Urteil rechtskräftig.
Zusammengefasst:
- Also fast 2 Jahre wegen einer Bagatelle nur Ärger
- 3 Gerichtstermine wegen 1800.- Eur Schadenssumme
- Gerichtskosten ca. 2300.- EUR
- Sachverständigenkosten ca. 2300.- EUR
- Anwaltskosten Höhe unbekannt ?????
-
Aber ich bin froh dass ich noch ohne Verletzungen abgestiegen bin.
Man muss so was immer positiv sehen.
Wenn ich dann die mir zustehende Geldsumme erhalten habe
(Ich hoffe meine Versicherung brummt mir nicht einen Teil der Anwaltskosten auf
was rein rechtlich angeblich auch möglich wäre ?)
dann werde ich den netten Herrn Doktor mal anrufen und mich bedanken bei Ihm und werde ihm sagen was ich von ihm halte.
Das ist mir ein Bedürfnis.
Anscheinend machen Ärzte nicht mal beim Autofahren Fehler.
Und wer die Geschichte nicht glaubt kann gerne mal persönlich zu mir kommen und
im mittlerweile sehr dicken Ordner Einsicht nehmen und alles nachlesen

Besonders so manche Aussagen im Urteil sind sehr unterhaltsam...
„...wäre ich um 2km/h langsamer gefahren (Hallo !! ich war nur mit 45km/h unterwegs wo 50km/h erlaubt waren) hätte die Kollision verhindert werden können....“ usw..
Skizze für besseres Verständnis der Situation beigefügt
Wünsche allen (und mir ) eine unfallfreie Fahrt für den Rest unseres Bikerlebens

[ img ]
--
LG
Günther
... der gelegentlich versucht vorne kopfüber vom bike abzusteigen ... ;D