Hanno schrieb:
> Hallo zusammen,<
wünsch ich hiermit auch auch! Hallo !!
Damit ihr wisst wo Ihr hinfahrt:
Zitat: Rheinpfalz, 21.12.2002
DAGMAR GILCHER
»Mitten im grünen Herzen der Pfalz, hoch auf dem Wassichenfirst der Riesenberge liegt 473 Meter über dem Meer das grünumrankte, waldumrauschte Forsthaus Johanniskreuz. « So schreibt August Becker 1858 in "Die Pfalz und die Pfälzer". Mit diesen Sätzen beginnt Ernst Bilfinger sein 1904 erschienenes "Johanniskreuz - eine Pfälzerwaldgeschichte", nicht ohne das 1897 von Karl Pfaff Waldkurhaus hinzuzufügen. Fast 100 Jahre später stimmt die Beschreibung immer noch - außer dass nicht nur der Wald, sondern mitunter der Schwerlastverkehr - und besonders, im Sommer - Zweiräder aller Sorten und Arten das Waldesrauschen übertönen.
Aber Johanniskreuz war und ist nicht nur das grüne Herz der Pfalz, sondern war auch schon immer der Ort, an dem die Verkehrsadern aufeinander treffen: Römerstraßen, Wege, die Kelten, Alemannen, Franken bei der Völkerwanderung nahmen, Jagdpfade der Pfalzgrafen. Am lautesten wird es wohl zugegangen sein, als preußische Truppen 1794 begannen, hier auf den Waldhöhen Schanzen zu bauen: Die Revolutionskriege nahmen ihren Lauf, und ein weiteres Mal nach dem 30-jährigen Krieg, in dem auch die berüchtigten Schweden zu den Nutzern der Verkehrswege hier gehörten, ging es an dem sonst so friedlichen Ort im Wald recht blutig zu. Preußen, Österreicher und Franzosen lieferten sich drei Jahre erbitterte Schlachten. Und wenn denn ein Vorteil darin zu sehen war, so stellt Bilfinger 1904 nüchtern fest, dann der, dass danach das die 44 Gebietsteile, aus denen 1793 die Pfalz bestand, zu einem ganzen zusammengefügt waren, ob nun als Departement du Mont Tonnerre oder, ab 1816 als Teil des Königreichs Bayern. Der Wald von Johanniskreuz gehörte jetzt nicht mehr von Baum zu Baum einzelnen Territorialherren, sondern war - und ist zum größten Teil noch immer - Staatswald.
Dass die Waldlichtung Johanniskreuz selbst auch eine Folge der vorhergehenden Kriegsjahre ist, wer ahnt das heute noch: Um ein besseres Schussfeld zu haben, legten die Soldaten des Regiments Prinz Ferdinand, den Wald nieder; Napoleons Heer erlitt dennoch sein Waterloo nicht in Johanniskreuz.
Die bayerische ,,Administrationskommission" setzte später das Werk der französischen Verwaltung fort und führte eine Forstreform durch. Sechs Jahre nach der Schaffung von "Rheinbayern" entstand so 1822 das Forstrevier Johanniskreuz. Nicht lange danach erhob sich auch das erste Forsthaus auf der Waldlichtung.
Es steht heute noch, dort wo von der Straße, die von Hochspeyer ins Wellbachtal weiter führt, die Straße nach Heltersberg abzweigt. Es fällt auf, nicht nur wegen des gusseisernen Hirschhauptes an der Südseite, sondern auch wegen seiner Architektur. Als ob sich ein Adelsherr hier ein kleines Lusthaus auf dem Lande erbaut hat. Und auch, dass die heutigen - privaten - Besitzer wissen, dass sie ein Schmuckstück bewohnen, ist selbst im Vorbeifahren sichtbar. Zuerst Dienstsitz des Revierförsters, diente das Haus ab 1885 bis 1928 als Forstamt. 1885 nämlich führte das Könighaus Bayern eine weitere Forstreform durch, die den umgekehrten Weg ging, der heute eingeschlagen wird: die Reviere wurden kleiner, die Forstämter vermehrten sich: Johanniskreuz gehörte erst zu Elmstein, viel später, 1996, gehörte Elmstein-Nord zu Johanniskreuz - der Wald wurde nicht gefragt, auch die Forstleute nicht. Jene von Johanniskreuz dürften aber recht froh gewesen sein, als sie 1928 in ein neues Gebäude umgezogen, hinter der Hirschwiese, ein wenig abseits vom Kurbetrieb, der sich in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts hier entwickelt hatte.
Jawohl, Kurbetrieb! Noch heute forderte ein Schild mit der Aufschrift »Kurzone« die Autofahrer aus Richtung Kaiserslautern auf, doch ein bisschen langsamer zu fahren. Damals, als diese Aufforderung noch nicht nötig war, erlebte Johanniskreuz seinen Aufschwung als Naherholungsgebiet, im Mittelpunkt Karl Pfaffs 1897 erbautes "Waldkurhaus", gegenüber das alte Wirtshaus Braband, das schon seit 1826 stand, Holzblockhütten, künstliche Landschaftsparks inmitten der Natur, angelegte Irrgärten, gefasste Quellen wie die der Moosalb, künstlich aufgestaute Seen wie der Burgalbweiher, eine damals hoch gerühmte Gastronomie. Vieles davon ist nicht mehr so, wie es war.
Auch nicht mehr die andere große Attraktion: jenes in den 2oer-Jahren angelegte Schaugatter, das Johanniskreuz zum Ausgangspunkt zur Wiederansiedlung von Rotwild im PfäIzerwald machte. Bis 1940 konnten Ausflügler die Waldtiere aus nächster Nähe erleben, wenn sie sich nicht, was recht häufig geschah, aus dem Staube machten. Hans, der Zuchthirsch aus Ostpreußen und Stammvater der Hirsche im Pfälzerwald, hängt heute gemeinsam mit Sohn Hänschen im Büro des neuen Forstamts. Auf der heute noch so genannten Hirschwiese, auf der er graste, soll 2004 das Haus der Nachhaltigkeit eingeweiht werden, ein Versuch Mensch und Natur in einem gemeinsamen Lebensraum miteinander zu versöhnen. In Johanniskreuz müssten allerdings auch Mensch (Biker) und Mensch (Nicht-Biker) miteinander versöhnt werden. In punkto "Bergeinsamkeit und Waldesstille von der lärmenden Welt" wäre der eingangs zitierte August Becker sicher ziemlich enttäuscht. Aber die Welt ist insgesamt wohl lauter geworden.
-Zitatende-
Ich hoffe, dass ihr ein paar mehr leute antrefft als nach der Hundsbuckel-Tour
@ all Frohe Weihnachten !!!
Grüße Wolfgang
(der das Johanniskreuz auch von seiner Waldbauprüfung noch in guter Erinnerung hat)
ab dem 02.11.2002 nur noch stiller Teilhaber des TDMF
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