Kurzreise ins Erzgebirge

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Bamler
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Kurzreise ins Erzgebirge

Beitrag von Bamler » 20.08.2015 14:43

Nachdem wir die letzten Jahre in den Alpen waren, habe wir uns entschieden mal ins Erzgebirge zu fahren.
Ich habe diesen Kurztrip mal zusammengefasst und vielleicht bekommt einer ja Lust
es uns gleich zu tun.


Tag 1
Am 31.07.2015 war es endlich soweit. Nachdem wir unseren Kurztrip ins Erzgebirge auf Grund einer Unwetterwarnung um eine Woche verschieben mussten ging es um 9:00 Uhr in Berlin-Marienfelde los. Als Route entschieden wir uns (zwei Freunde und ich) für die B101 bis Meißen. Nun ja, ein Hochgenuss für das Motorradfahren ist diese Bundesstraße zwar nicht, aber besser als die Autobahn allemal. Ein wenig Abwechslung brachten zumindest die zwei Sperrungen der B101, die aber auch dazu führten, dass wir bis Meißen etwas länger als geplant brauchten. Aber was soll es, solange man rollt ist alles gut. Schließlich ist doch der Weg das Ziel. In Meißen wurde erst einmal Pause gemacht. Also hoch zum Dom gefahren und in ein gemütliches Café mit toller Aussicht über die Stadt gesetzt. Da gibt es Windbeutel die wirklich klasse sind. Und mit der Aussicht (auf Windbeutel und auf die Stadt) einfach traumhaft.

Nach gut 45 Minuten ging es dann weiter in Richtung Erzgebirge. Ziel: Das SWF-Hotel in Neuhermsdorf, direkt an der Deutsch-Tschechischen Grenze. Nun ja, die Fahrt dahin sollte noch ganz interessant werden. Nach Meißen wurden die größeren Bundesstraßen gemieden und es ging über Wilsdruff und Tharandt in Richtung Dippoldiswalde. Nachdem wir eine Abzweigung falsch erwischten landeten wir doch auf der B170. Was soll´s, also weiter in Richtung Altenberg. In Schmiedeberg dann links in das Pöbeltal. Heißt wirklich so. Eine landschaftlich schöne Strecke, wenn auch die Fahrbahn etwas besser sein könnte. Dann irgendwann rechts abgebogen in Richtung Hermsdorf und damit das Navi ausgehebelt. Das wollte unbedingt links lang. Nur stand dort ein Schild "Durchfahrt nur für landwirtschaftlichen Verkehr“. Während wir überlegten wo wir nun lang fahren, kommt ein Auto vorbei, gab kurz Gas und rein in die gesperrte Straße. Wir uns kurz angesehen und ab hinterher. Was soll ich sagen, kommen wir doch tatsächlich fast an unserem Hotel raus. Später haben wir dann festgestellt, dass die Hauptstraße zum Hotel ebenfalls komplett gesperrt war. Eigentlich auch nicht für Anlieger frei, hat aber keinen interessiert. Unter Einhaltung der Straßenverkehrsregeln wäre das Hotel also überhaupt nicht erreichbar gewesen!

Nach dem Einchecken noch schnell die Taschen auf die Zimmer gebracht und schon ging es wieder los: Gegend erkunden. Und es ist eine schöne Gegend dort. Die erste Ausfahrt führte uns gleich nach Tschechien. Was soll ich sagen, einfach nur schön. Kleine, fast unbefahrene Straßen durch tolle Natur. Nach einer schönen Runde haben wir ein schönes gemütliches Restaurant in Mikulov gefunden. Das Tartar war wirklich klasse. So gut, dass wir die nächsten Tage dann jeden Abend dort waren. Danach ging es ins Hotel und nach einer kleinen Runde Skat verschwanden wir in die Zimmer.

Tag 2
Wir hatten uns zu 8:00 Uhr zum Frühstück verabredet. Nicht weil wir nicht früher wollten, es gab vor 8:00 Uhr einfach kein Frühstück. Und obwohl das Wetter schön war und das Hotel eine Terrasse hat, war auch nichts mit draußen sitzen. Schade, aber die Show die kommen sollte war es wert. Wir waren die Ersten im Frühstücksraum. Es waren vier Tische eingedeckt. Ein Tisch mit vier Tassen, einer mit drei und zwei mit zwei Tassen. Wir also ran an den mit den drei Tassen. Nach etwa einer Minute ging es los. Es tauchte ein älteres Paar auf. Mit einem Blick auf unseren Tisch kam ein: „Da haben wir aber die ganze Woche gesessen.“ Im selben Moment kam die Bedienung und erklärte ihnen, dass sie nun am Nebentisch für sie eingedeckt habe. Also setzten sie sich dort hin. Und was soll ich sagen, nicht mal eine Minute später kam ein noch älteres Paar und die ganze Sache wiederholte sich von vorne. Denn nun saß das erste Paar am Tisch des zweiten Paares. Und um unsere Belustigung noch weiter zu steigern, bat das zweite Paar dann die Bedienung, ihnen einen festen Tisch für die restlichen Tage zuzuweisen, damit sie wissen, wo sie dann sitzen können. Es kommt hier nicht so rüber, aber es war eine Mega-Show. Man bekam was für sein Geld. Wir hatten kurz überlegt, uns am nächsten Morgen an einen anderen Tisch zu setzen und so das Chaos zu perfektionieren. Wir wollten dann aber doch keinen ärztlichen Notfall provozieren. Herzinfarkt oder ähnliches.
Nach der Show ging es dann mit Motorradfahren los. Heute ging es in Richtung Elbe. Das erste Etappenziel war Ústí nad Labem. Eine Stadt, die uns leider das Grauen lehrte, da sie an Hässlichkeit kaum zu überbieten ist. Von hier aus ging es weiter nach Terezin, auch bekannt unter dem Namen Theresienstadt. Auf der „Bundesstrasse“30 immer an der Elbe entlang. Landschaftlich wunderschön, zum Fahren weniger: Zu viele LKW. Nachdem wir uns das schöne Städtchen mit trauriger Vergangenheit angesehen hatten, fuhren wir auf der gegenüberliegenden Elbseite zurück in Richtung Ústí nad Labem. Dieser Weg war viel besser als der Hinweg. Kurz vor Ústí liegt die Burg Schreckenstein. Wir also rauf zur Burg, gut, dass wir den Berg nicht hochlaufen mussten. Die „Mühe“ des Hochfahrens wurde mit einer grandiosen Aussicht auf das Elbtal belohnt.

Wer dort oben Hunger und Durst verspürt, wird auch gut verköstigt. Wir hatten jedoch vorher schon an einem kleinen Campingplatz, mit kleinem Restaurant direkt an der Elbe eine Pause gemacht. So ging es also nach einer kurzen Burgbesichtigung weiter an der Elbe, auf der E442, in Richtung Décin und dann weiter bis nach Hřensko. Dies ist der letzte Ort vor der Grenze nach Deutschland und eigentlich wollten wir hier halten, aber der Touristenstrom war schier unglaublich. Das lag einerseits an der tollen Landschaft, die zum Wandern geradezu einlädt, andererseits an den Geschäften und Restaurants die mit günstigen Preisen die Touristen locken. Wir also ohne Halt gleich weiter in das Hinterland. Über die Talstaße 25861 in Richtung VYSOKÁ LÍPA. Hier fanden wir dann auch ein schönes Lokal mit Terrasse für eine gemütliche Pause.
Unsere Ausdauer wurde mit einer weiteren Show belohnt. Wir saßen mit Blick auf die Straße und dem anliegenden kleinen Parkplatz, die Motorräder im Blick. Ein Auto kam die Straße entlang, hielt am Parkplatz kurz an und fuhr in die vermeintlich letzte Lücke. War jedoch keine Lücke, war die Ausfahrt. Nach einer kleinen Weile stieg eine Frau aus und entfernte sich etwas suchend vom Auto. Kaum war sie außer Sichtweite, fing der Wagen an zu rollen. Direkt auf einen PKW und unsere Motorräder zu. Plötzlich ein Rufen :“MAMA, MAMA“. Freund Thomas war schon aufgesprungen und rannte zum Wagen. Dort war ein kleines Mädchen ausgestiegen und versuchte das Auto am Gurt am Weiterrollen zu hindern. Thomas schaffte es den Wagen durch das Ziehen der Handbremse 10 cm vor dem anderen Wagen zum Stehen zu bringen. Kurz danach kam dann auch die Mama angelaufen.
Über schöne kleine Straßen fuhren wir durch eine tolle Landschaft weiter. Es ging über Jetřichovice, Srbská Kamenice, Nová Oleška und Huntířov zurück nach Děčín. Von dort weiter über die 261 nach Ústí nad Labem. Unsere Fahrt an der Elbe war damit zu Ende und es ging zurück in Richtung Hotel. Die Fahrt ging über die 253 nach Dubi. Von hier aus fuhren wir auf der 8 in Richtung Zinnwald. Früher war hier richtig was los. Auf fast jedem Parkplatz wurde Handel getrieben und nicht nur Handel. Aber jetzt? Nur noch ein trauriger Parkplatz, auf dem ein paar Vietnamesen versuchen sich mit dem Verkauf von Zigaretten über Wasser zu halten. Dafür war die Straße gut in Schuss und wenig Verkehr. Also Ideal zum Fahren. Kurz vor dem ehemaligen Grenzübergang führt links eine kleine Straße, die 00823, in Richtung Mikulov. Da langsam Zeit für das Abendessen war, nahmen wir diesen Weg und kehrten in dem gemütlichen Lokal vom Vortag ein. Nach einem leckeren Abendessen ging es zurück ins Hotel. Hier wurden wir dann von einer Hochzeitsgesellschaft „empfangen“. Mehr würde jetzt aber zu weit führen. Es folgte noch eine Runde Skat und dann war aber auch schon Feierabend.
Tag 3
Wie schon am Samstag war auch am Sonntag um 8:00 Uhr Frühstück angesagt. Diesmal ohne Showeinlage. Obwohl, wir hatten ja immer noch die Hochzeitsgäste……….
Aber lassen wir das.

Heute ging es in Richtung Oberwiesenthal. Wir wollten alle mal auf den Fichtelberg. Um 9:00 Uhr ging es wieder los. Vom Hotel erst einmal wieder in Richtung Tschechien. Es war ein schönes fahren. Kein Verkehr weit und breit. Vor Nové Město fuhren wir auf kleinen Straßen in Richtung Fláje und in Český Jiřetín erreichten wir wieder die Grenze nach Deutschland. Erst hier hatten wir ein wenig Gegenverkehr. Auf der S211 ging es dann in Richtung Niederseiffenbach. Leider war wieder einmal eine Staße gesperrt und wir mussten einen Umweg über Sayda fahren. Dies brachte uns dann auf die B171. In Olbernhau sind wir dann wieder in Richtung der tschechischen Grenze gefahren. Über die S214. Es hat sich gezeigt, dass die kleinen Straßen die schönsten sind. Immer an der Grenze entlang wollten wir bis zur B174 fahren. War dann leider nichts. Wieder eine Straßensperrung. Also rüber nach Tschechien und über Kalek und Načetín zur B174 oder wie sie auf tschechischer Seite heißt, zur 7. Der Belag war etwas rau, aber dafür waren wir fast alleine. Auf der 7 ging es dann nach Deuschland und kurz hinter der Grenze auf die S218 nach Steinbach. Was soll ich sagen, dies war eine der schönsten Strecken auf unserer Fahrt nach Oberwiesenthal. Die Strecke führte über Schmalzgrube, Jöhstadt nach Bärenstein. Von hier war es nur noch ein kurzes Stück nach Oberwiesenthal. In Oberwiesenthal erst einmal ein Parkplatz gesucht und dann mit dem Sessellift auf den Berg. Was für eine tolle Aussicht. Vor allem auf die Motorräder die überall standen. Wir hatten übersehen, dass wir auch auf dem Berg hätten fahren können. Was soll´s, die Fahrt mit dem Sessellift war schön.



Von hieraus fuhren wir weiter nach Karlovy Vary oder wie es früher hieß, nach Karlsbad. Soll ja ein schönes Städtchen sein. Wir fuhren zwar kurz hinein, aber etwa 31°C und strahlender Sonnenschein hielten uns von einem Spaziergang in Motorradkleidung ab. Also nichts wie weiter. Die nächste Etappe unserer Fahrt führte uns ins Egertal. Über die 13 raus aus Karlsbad und dann über die 22129 und 22124 zur Eger. Hier haben wir auch in einem kleinen Gartenlokal eine Pause gemacht. Abseits der Touristenpfade sind die Preise in Tschechien nochmal deutlich günstiger. Ein ½ Liter alkoholfreies Bier oder eine Cola für 1€, Palatschinken für 2€. So gestärkt ging es dann weiter. Hätten wir ein wenig mehr Zeit gehabt wäre auch ein Bad in der Eger drin gewesen. Aber wir hatten noch einen schönen Weg vor uns und wir wollten dabei nicht immer den direkten Weg fahren. Wie schon geschrieben, die kleinen Straßen sind meist die schönsten. Über Velichov und Vojkovice nad Ohří ging es zurück zur 13 (E442). Diese fuhren wir bis Klášterec nad Ohří. Hier fanden wir dann die erste Möglichkeit wieder ins Gebirge zu kommen. Über die 224 und 223 fuhren wir dann in Richtung Křimov. Hier war dann aber leider wieder Schluss mit der Fahrt parallel zum Gebirgsgrad. Also wieder runter. Diesmal auf der 7 nach Chomutov und über die 13 und die 27 nach Litvinov. Hier fanden wir einen Traum von einer Straße. Die 2543. Sie führt von einem Neubaugebiet direkt ins Gebirge. Und sie ist nagelneu. Ein Asphalt, glatt wie ein Kinderpopo. Und kein Auto weit und breit. Eine schön zu fahrende Kurve nach der Anderen. Ich behaupte zu sagen, dass dies die schönste Straße unserer gesamten Tour war. Am Ende der Straße angekommen befanden wir uns in Mníšek v Krušných horách. Von hieraus ging es dann über die 271 nach Klíny und von hier über Fláje und Nové Město nach Mikulov in unser schönes kleines Lokal. Nach etwa 8 Stunden fahren, hatten wir uns das Abendessen verdient.
Nach einer guten Portion Steak, Schnitzel und Schweinelende ging es dann ins Hotel zurück. Nach der obligatorischen Runde Skat war dann auch für heute Feierabend.

Tag 4
Da wir alle am nächsten Tag arbeiten mussten, hatten wir uns entschieden den schnellsten Weg zurück nach Berlin zu nehmen. Die Autobahn sollte allerdings so wenig wie möglich benutzt werden. Also fuhren wir in Richtung Altenberg zur Autobahn. Diese wollten wir bis hinter Dresden nutzen und dann wieder über Meißen und die B101 zurück nach Berlin fahren. Aber auch diesmal kam es anders als geplant. Bei Dresden-Gorbitz war Stau. Also runter von der Autobahn und ein Weg nach Meißen gesucht, der nicht durch Dresden führt. Als wir so über der Karte versunken waren, hielt neben uns ein freundlicher Biker aus Dresden und erklärte uns den besten Weg. Sehr nett. Somit war dies auch erledigt und mit einem Zwischenstopp an einer Eisdiele in Wiederau, die übrigens wirklich gut ist, ging es zurück nach Berlin.
Zuletzt geändert von Bamler am 20.08.2015 14:46, insgesamt 2-mal geändert.

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