Hiho,
unsere Freunde Martin und Hans-Peter fahren Ende des Monats in die Pyrenäen und können wohl noch ein paar Insidertipps gebrauchen.
Ich kann für die Ostpyrenäen und die Corbières einiges sagen, da meine Schwiegermutter seit 6 Jahren in Quillan lebt und ich in den letzten Jahren öfters (16 mal *gg*, aber bis auf dieses Jahr immer mit der Dose) unten war.
Ich habe hier eine Karte mit Tipp-Markierungen hochgeladen. Obacht: die Karte hat 650 KB.
Zu meinen Tipps von Nord nach Süd:
- Carcassonne: die Cité ist wohl eine der besterhaltendsten mittelalterlichen Städte und ein Tourieziel erster Güte - muss man aber einmal gesehen haben; im "Dame de Carcassonne" gibts ein recht ordentliches Cassoulet (der einheimische Eintopf aus Bohnen, Gänsen und weissdergeierwas)
- Fontfroide: tolle Klosteranlage, was für Feinsinnige *ohmmm*
- Chalabre und auch Mirepoix ein paar km weiter nördlich: schöne relativ authentische Dörfer mit netten Cafés und wenig Touries
- La Franqui: einer der wenigen Badestrände der Gegend, der architektonisch nicht verbaut ist
- Snack de Limas: auf der Passhöhe vom Col de Limas mitten in den Corbières, die Sandwiches und Salate sind supergudd - in den Corbières kann man zeitweise stundenlang kreuz und quer rumfahren ohne eine Menschenseele zu treffen (Vorsicht, abends kreuzen Wildschweine die Straßen)
- Defilé de Pierre-Lys: schöne Schlucht, die Aude zwängt sich durch Kalksteinfelsen und seit 100 Jahren gibts auch eine Straße
- Peyrepertuse und Queribus: für mich die schönsten der diversen Katharerburgen in den Corbièrs - in den Buchläden der Gegend gibt es (auch deutsche) Literatur über die Katharerbewegung im 11. Jahrhundert, eine Beschäftigung mit dem Thema lohnt sich IMO sehr; empfehlenswert zum Verständnis der Geschichte der Katharer ist auch ein Besuch des Catharama in Limoux (direkt in der Hauptstraße von Quillan nach Carcassonne)
- Georges de Galamus: der Hammer schlechthin; nix (oder ideales Konfrontationsobjekt) für Höhenängstliche; eine bisweilen nur 2 m breite Straße wurde in heftiger Höhe mit heftigen Windungen in den Kalkstein gehauen - sind nur 3 km, aber die sind berauschend... wenn ihr von St.Paul aus in der ersten Kehre durch den Fels fährt: dort hab ich mal (mit Höhenangst) 20 Minuten mit der Dose festgesteckt, weil ein Wohnmobiler vor mir nicht mehr weiterkam *gg*
- Tautavel - Domaine de Fontanel: IMO eines der besten und preiswertesten Weingüter in den Corbières; empfehlenswert ist der Rouge in der mittleren Preislage (es gibt 3 verschiedene) und der weisse Chardonnay; einmal in der Gegend, sollte man auch in Maury direkt an der D117 die Domaine de Majoral aufsuchen und den dortigen Vin doux naturel verkosten (das ist ein natursüsser Desertwein)
- Georges de St. Georges: weitere nette befahrbare Schlucht der Aude
- Col de Paillères und Col de Chioula: 2 typische schöne Pyrenäen-Pässe, die 2003 wg. Tour de France teilweise neu asphaltier wurden
- Col du Pradel: einspuriger, teils feldwegartiger (aber asphaltierter) Pass, auf dem man i.d.R. über 30 km außer ein paar Charolais-Rindern niemanden trifft - im weitern Verlauf nach Osten über Niort-de-Sault ein paar schöne Defilés - wer den Fouchy in den Vogesen mag, wird am Pradel auch viel Freude haben
- Escoulubre: am Ende des Dorfes (ganz den Berg hoch) gibt es eine Ferme Auberge, in der man sehr gut und günstig essen kann, aber in der man vor allem diverse Charcuterie (Wurst- und Fleischspezialitäten) kaufen kann. Die züchten eine besondere Schweinerasse, die auf über 1000 m im Freien gehalten werden und machen daraus die IMO weltbeste Salami. Einfach im Restaurant nach dem "magazin" fragen, die zeigen euch dann einen Felsenkeller, wo die Würste rumhängen.
- Odeillo Solarkraftwerk: das Solarkraftwerk wurde vor ein paar Jahren von der EDF übernommen und wird jetzt für atomare Forschungen benutzt (so sind se die Gallier), aber den weltgrössten Sonnenofen mitsamt einer sehr guten Austellung gibts in Odeillo noch zu sehen - sehenswert. Für Naturliebhaber gibts ein paar Kilometer vorher in Mont-Louis eine Abfahrt zum verträumten Lac de Bouillouse und den Wildpark "Les Angles".
- Collioure und die Küstenstraße von Port-Vendre zur spanischen Grenze: Collioure ist ein altes Künstlerdorf, das sich unverbaut noch den Flaire des vorletzten Jahrhunderts erhalten hat; am Karfreitag gibt es abends eine Sanch-Prozession, da laufen reichlich Gestalten im Ku-Klux-Klan-Look mit Madonnen und Trommeln durch die Straßen - unheimlich, aber sehenswert. Die Küstenstraße von Port-Vendre nach Portbou kann es locker mit den diversen Corniches im Hinterland von Nizza aufnehmen. Dass mit der Küstenstraße keine schöne Rundstrecke geplant werden kann, macht gar nix: einfach drehen und die Wahnsinnsstraße nochmal anderesrum fahren
- Vallespir: Beginnend in Ceret mit dem phantastisch ausgestatten Museum (diverse Picassos) zieht sich eine gut ausgebaute Straße durch das sehenswerte Vallespir-Tal bis Prats-de-Mollo.
Meiden würde ich die Ausfallstraßen von und nach Andorra (auch die N20 von Ax nach Font-Romeu) das ist die Hauptverkehrsachse der Ostpyrenäen und eigentlich immer mit Lkws und Bussen vollgestopft. Da liegen zwar 2 eigentlich sehr schöne breite Passstraßen (in Andorra auch der höchste asphaltierte Pyrenäenpass), aber mit solchem Verkehr machts keinen Spaß. Außerdem gibts fast immer Straßensperren mit Alkohol-und Zollkontrollen, weil in Andorra Schnaps und Zigaretten extrem billig sind.
Alles in allem ziemlich nervend und seit ich nicht mehr rauche, war ich auch nicht mehr dort.
Das ist aber wirklich das einzigste, was ich in der Gegend meiden würde - alles andere ist pures Moppedparadies.
Viel Spaß!
LG
Hanno
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