Leider hatte ich keine aktuellen Infos über die Strecke vorher gefunden. Es existieren eher Warnungen und widersprüchliche Informationen, so dass meine Frau als Sozia und ich mit etwas gemischten Gefühlen losfuhren.
Hier also mein Bericht:
Wir sind also am Sonntag vor einer Woche los von Rosenheim über den Felbertauern, Villach, Karawankentunnel, Slowenien, Kroatien bis Belgrad.
Auf den ersten knapp 1000km bis Belgrad waren sehr gute Strassen, kaum Verkehr und keine Wartezeiten am Zoll und Mautstationen. Für die Autobahn in Slowenien benötigt man eine Motorrad-Vignette (z.B. 7,50 Euro/Woche).
Zu kaufen ist sie direkt nach dem Karawankentunnel am Grenzübergang, an Tankstellen an der Grenze oder beim ÖAMTC (ADAC hat leider keine).
Kroatien kassiert die Autobahngebühr direkt an der Mautstation - Serbien ebenfalls. Für Kroatien und Serbien muss man für den einfachen Weg zusammen ca. 20 Euro rechnen.
Die Autobahn in Bulgarien ist nur für Motorräder frei und die verlangen deswegen keine Vignette oder Stassengebühr! (Autos benötigen aber ein Pickerl).
In Belgrad hatten wir also den ersten Stop eingelegt. Etwas blöd ist, dass es im Zumo 660 kein Stadtplan von Belgrad gibt. Bis wir das Hotel fanden, das wir uns im Vorfeld ausgesuchten, verplemperten wir mindestens eine halbe Stunde. Aber schlussendlich mit freundlicher Unterstützung der Belgrader fanden wir das Hotel Zira (www.zirahotels.com). Mit ca. 95 Euronen HP und Wochenendpreis nicht ganz billig für Serbien aber es ist das Geld wert. Das Hotel ist rel. neu und absolut sauber, das leckere Abendessen gabs in Form eines Buffet und das freundliches Personal war stets hilfsbereit. Unter der Woche kostet das Hotel um die 150 Euro, was bei Businesshotels so üblich ist.
Frisch gestärkt und ausgeschlafen ging es am Montag dann weiter Richtung Türkei. Die Autobahn nach Belgrad wird schlechter, ist aber immer noch gut zu befahren. Bei Nis ca. 300 km nach Belgrad gehts dann nach links ab Richtung bulgarische Grenze. Geradeaus gehts nach Mazedonien und Griechenland was gut 200km Umweg in die Türkei bedeuten würde (wäre eine Alternativroute in die Türkei).
Ca. 10 km nach Nis geht die Autobahn in eine Landstrasse über obwohl in einigen Karten diese als Autobahn ausgewiesen ist. Jedoch ist die Landstrasse immer noch gut bis zur bulgarischen Grenze zu befahren und bietet für Mopeds gute Überholmöglichkeiten.
Tanken und die Maut kann man auf der ganzen Strecke bis einschliesslich Bulgarien in Euronen bezahlen. Man muss allerdings aufpassen dass man beim Kurs nicht übers Ohr gehauen wird. Einen Spickzettel mit den Umtauschkursen vom Kuna, Dinar und Lew bietet gute Dienste beim Veto einlegen.
Über die bulgarischen Zöllner kusieren schon Schauermärchen. Angeblich wird man schickaniert, gefilzt und abgezockt. Von alle dem hatten wir überhaupt nichts mitbekommen - auch bei anderen Autoreisenden sahen wir von dem nichts. Der bulgarische Zöllner kuckte gelangweilt in den Pass und wo Autofahrer noch den Kofferraum öffnen mussten, wurden wir einfach durchgewunken. Überhaupt waren alle Grenzstationen schnell passiert.
In Bulgarien muss man nach der Grenze höllisch aufpassen, dass man nicht in eine Radarfalle tappt. Überhaupt stehen die Polizisten gerne in den 50/60ger Zonen. Ich ließ mich einfach von einem Einheimischen überholen und bin dann dem teilweise mit 120 hinterhergefahren. Da wo es gefährlich wurde, machte der plötzlich langsam. Die wissen eben genau wo die Radarfallen stehen

Ca. 60km nach der serbisch/bulgarischen Grenze vor Sofia hört zunächt die rel. gute Landstrasse auf. Um Sofia verläuft eine Umgehungsstrasse, die eigentliche den Namen "Strasse" nicht verdient. Eine unglaubliche Schlaglochpiste, die noch die gleiche Katastrophe ist wie vor ca. 18 Jahren als ich das letzte mal durch Bulgarien fuhr. Nach Sofia verläuft die Strecke dann wieder 2 Std. auf einer ordentlichen Autobahn mit groben Asphalt bis Plovdiv. Nach Plovdiv gehts wieder über eine einigermassen guten Landstrasse 1 1/2 Std. weiter bis zur türkischen Grenze.
Das Prozedere der Einreise am türkischen Zoll ist etwas länger als an den anderen Grenzen aber es läuft alles freundlich, geordnet ab und nach einer halben Stunde waren wird in der Türkei.

In der Türkei wird Autobahnmaut an den Mautstationen erhoben. Die ist aber nicht teuer. Z.B kostet die Strecke Edirne-Istanbul umgerechnet ca. 3 Euro. Etwas umständlich für Ausländer ist die Maut an den Brücken über den Bosporus. Zahlen muss man immer von Europa nach Asien. Umgekeht ist frei. An der "alten" Brücke gibts gar keine Möglichkeit cash zu bezahlen, sondern das geht nur über eine Wertkarte. Ist aber kein Problem, man frägt freundlich einen Autofahrer ob man seine Wertkarte benützen darf und zahlt ihm dann den Betrag in Lira. Die meisten Türken helfen einem. An der neuen Brücke soll es angeblich eine Cash-bezahl-möglichkeit geben.
Normalerweise sollte man direkt nach der türkischen Grenze unbedingt Edirne ansehen - die alte Hauptstadt der Osmanen. Da wir Edirne kennen und es noch nicht Nacht war entschlossen wir uns weiter nach Canakkale zu fahren. Nach Edirne gehts dann von der Autobahn nach rechts ab Richtung Süden zu den Dardanellen.
Ich muss dazu sagen dass ich die Türkei sehr gut kenne, weil ich mit einer Türkin schon viele Jahre verheiratet bin und schon oft dort war.
Normalerweise sollte man in der Türkei in der Nacht nicht fahren, weil sich oft unbeleuchtete Tracktoren, Karren usw. auf den Strassen herumtreiben. Die Strassen in der Türkei sind sehr unterschiedlich. Normalerweise sind die Nebenstrecken oder Landstrassen holperig, wellig und aus dem groben Schotterasphalt gemacht. Ein ruhiges dahingleiten, so wie man das bei uns kennt, ist nicht möglich. Die wichtigen Autobahnen z.B. die von Edirne nach Istanbul und weiter nach Ankara ist in etwa so wie man sie aus Mitteleuropa kennt. Auch einige neuere Landstrassen sind sehr gut mit feinem Asphalt gemacht doch diese sind noch eher selten.
Das Motorradfahren ist aber grundsätzlich anstrengender und man muss teilweise in den Städten teuflisch aufpassen.
Zudem kommt man Überland kaum vorwärts, weil es gelten für Motorräder besondere Geschwindigkeiten:
Innerorts 40km/h, ausserorts 70km/h und Autobahn 80km/h.
Manchmal findet man andere Angaben, wie z.B. auf den Seiten der deutschen Botschaft - die sind aber falsch!!!
Die 40km/h innerorts kann man ignorieren, weil ich bisher noch keine Radarkontrolle innerorts gesehen habe. Hier kann man mit dem Verkehr mitschwimmen, der sich sowieso nicht an die 50km/h für Autos hält. Aber Vorsicht! Ausserorts auf Landstrassen stehen die Polizisten garantiert. Hier halte ich es so dass man max. 80 nach TDM-Tacho fährt.
Einmal fuhr ich 85 und passte nicht auf, schon haben sie uns rausgewunken. Das machte umgerechnet 85 Euro! (normalerweise)



Wenn ihr in die gleiche Situation kommt, immer freundlich sein, nicht rummeckern und dann lässt dich der türkische Polizist manchmal laufen oder es wird billiger. Die Strafe bezahlt man an einer Art Staatskasse also nicht direkt beim Polizist. Auch wenn die Landstrassen manchmal mehrspurig sind, gelten diese als Landstrassen mit Tempo 70 für Mopeds und nicht als Autobahn.
Ich habe aber gehört dass dem türk. Parlament eine Gesetzesänderung der Höchstgeschwindigkeiten vorliegt und es kann sein dass die Sonderregelung für Motorräder sich ändert. Auf jeden Fall soll die Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen nach dem Entwurf von 120 auf 130km/h für Autos steigen.
Zurück zu unserer Strecke in der Türkei. Wir sind also über Canakkale, Izmir, Denizli nach Antalya mit einem Stop in Canakkale gefahren. Die schönere aber längere Strecke ist der Küste entlang bis Antalya und weiter Richtung Adana und z. B. zurück über Ürgüp, Göreme, Konya usw.
In der Türkei könnte man sich ein Jahr aufhalten und man hätte immer noch nicht alles gesehen, so viel bietet das Land. Unterwegs auf der Rückfahrt trafen wir sogar jemanden aus Stuttgart der bis in den Iran fuhr und sich langsam wieder auf den Weg nach Hause machte.
Noch ein Tipp zur Strecke: Zwischen Denizli und Antalya ist zur Zeit Baustelle am laufenden Band und was nicht amüsant ist, ist der Schotter und Sandbeleg ohne Asphalt. Wir mussten da durch und sahen hinterher wie die Gipser aus. Also die Strecke Denizli und Antalya dieses Jahr meiden!
Zurück gings dann wieder mit Zwischenstop in Istanbul um den Rüffel meiner Schwiegermama entgegenzunehmen, warum wir denn auf die verrückte Idee kommen mit dem Motorrad anzureisen.
Na ja, das zu erklären ist sinnlos - das verstehen eben nur TDM-Fahrer

Neben den vielen bekannten Sehenswürdigkeiten gibts in Istanbul einen schönen Biergarten (heisst dort Teegarten) zum Relaxen. Der befindet sich direkt am Hang vom Bosporus auf der asiatischen Seite mit schönen Ausblick und interessanten Publikum. www.yesilmavicafe.com. Eine schöne Tour wäre die Küstenstrasse am Bosporus auf der asiatischen Seite von Üskudar bis ganz hoch am Ende des Bosporus und wieder zurück, zu fahren. Auf der Rückfahrt kann man in dem besagten Teegarten einkehren. Der liegt auf halber Strecke zwischen Üsküdar und der ersten Brücke. www.yesilmavicafe.com/ulasim.html (rechts hoch) Am Besten fragen, die Istanbuler dort kennen den Weg.
Auf der gleichen Strecke wie die Hinfahrt gings am Sonntag von Istanbul wieder zurück mit Stop in Belgrad.
Mein Maschinchen überstand die guten 5500km schadlos und wir dank guter Sitzbank und Ohrenstöpsel auch. Eine gefährliche Situation gabs Gott sei dank nicht. Eben vorausschauend fahren - heizen bringt nichts.
Trotz Motocrossstrecke zwischen Denizli und Antalya klappert nichts, wackelt nichts und das Moped läuft wie ne Eins. Das Werkzeug das ich mitschleppte war umsonst

Ich war bisher kein ausgesprocherer Langstreckenfahrer, weil es viele interessante Strecken in meiner näheren Umgebung gibt. Deshalb war ich schon etwas positiv überrascht dass man auch nach 1000km am Stück (mit kleinen Pausen natürlich) noch weiterfahren könnte - das hätte ich vorher ehrlich gesagt nicht gedacht.
Fazit zum Autoput in die Türkei:
Eigentlich problemlos zu fahren und eine gute Alternative zu den Italien-Türkeifähren oder zum Reisezug von Villach aus.
Gruss Frank