Wie "funktionieren" Reifen?

Federn, Lager, Bremsen & Federbeine sowie Reifen inkl. Freigaben für die TDM 850/900

Moderator: Überholi

Nonsens
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Wie "funktionieren" Reifen?

Beitragvon Nonsens » 16.01.2006 21:43

Hallo,

ich hätte da mel eine Frage, dazu muß ich aber ein bißchen ausholen.
Bis jetzt hatte ich auf dem Moped relativ "alte" Reifen, vorne ME33 LAser und hinten ME55 Metronic. Nun hab ich gewechselt auf Z6 vorne und hinten.
Mein erster Eindruck vom Wochenede (ca. 150km) ist der, dass sich das Fahrverhalten des Mopeds geändert hat, der erste Eindruck war "wackeliger", ich hatte aber früher schon beobachtet, dass, wenn ich mal andere Mopeds gefahren bin, meine TDM sich relativ schwer in die Kurve lenken läßt.
Nun erschien die ganze Fuhre irgendwie agiler, leichter zu lenken.
Nun meine Frage, wie kann es kommen, dass bei Reifen des gleichen Herstellers die neueren sich so sehr bemerkbar von den "älteren Modellen" unterscheiden.

Objektiv (oder naiv :O ) betrachtet hab ich doch nichts anderes als eine luftgefüllte Gummiwulst auf der Felge, in die lustige Muster reingeschnitzt wurden. Die Maße der Reifen sind die gleichen wie vorher, möglicherweise ist der Aufbau und damit die Radien der Reifen ein wenig anders, aber dann müßte man ja auch den Unterschied bei verschiedenen Luftdrücken bemerken. Das ist mir persönlich aber so noch nicht aufgefallen.
Andere Gummimischung? Da wäre meine Vermutung, dass sich das in der Abnutzung bemerkbar macht? Aber im Fahrverhalten?
Oder warum haben manche Reifen ein Aufstellmoment und andere nicht?

Kann mir das jemand erklären ohne dass ich ein Grundstudium Chemie oder Physik absolvieren muß :)) ?

--
Grüsse

Bodyguard Stephan
_________________

1994´er ThreeWeeDee -- jetzt 41.000 km
Keine Umbauten, dafür Abbauten

http://www.knorps.de/TDM.htm

Ich fahr alle Strecken die länger sind als meine TDM :-)

Beeblebrox.Z
Registriert: 25.08.2003 23:08

Wie "funktionieren" Reifen?

Beitragvon Beeblebrox.Z » 17.01.2006 08:57

Moin moin Stephan,

die Antwort kannst du dir eigentlich selber geben. Denk doch nur mal an die Entwicklung in allen Bereichen des Lebens und da soll diese gerade bei den Reifen stehen bleiben???

Auch wäre vielleicht der "Reifenwahn" in fast allen Rennsportserien ein Indiz für diese Weiterentwicklung.

Über die "Eigenheiten" der Reifen aus dem Hause Metzeler kannst du die auf deren Homepage selber einen Eindruck verschaffen. Hier der Link dazu
Ach übrigens hier gibt es auch die Freigabe für den Z6, ist aber etwas versteckt.

Viel Spaß beim Thema Reifen.

Grüsse aus KL
Jörg

Passt scho' (Vienna 05)
Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher. (Albert Einstein)
--
TDM 850 3VD, 07/2003 mit 39,75 - akt. 88 Tkm
TDMF# 2340

Schumi
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Wie "funktionieren" Reifen?

Beitragvon Schumi » 17.01.2006 10:20

Moin!

Jörch, du erinnerst mir immer wieder an meinen Staatsrechtsprof... der war auch so verwirr(en)t und eine seiner Standarantworten auf Fragen war "Ich danke Ihnen für diese Frage, beantworten Sie sie doch am Besten gleich selbst!". ;D

Zum Thema unterschiedliches Handling: ich hatte damals die gleiche Erfahrung gemacht, als ich von meiner Eschenholzerstbereifung Dunlop K505 auf Metzeler Z4 umgestiegen bin: auf der ersten Ausfahrt, beim Umrunden eines Autos in Schrittgeschwindigkeit in einem Kaff, habe ich die Fuhre fast hingeschmissen, weil ich die TDM mit der (bisher) üblichen Kraft um die Ecke gezwungen habe.

Was - gerade beim Z6 - den größten Unterschied macht, sind die Reifenradien. Metzeler nennt das, glaube ich "Multiradien" oder so. Auf der Lauffläche recht 'platt', zwecks guter Aufstandsfläche. An den Seite dann - im Vergleich zum Querschnitt älterer Reifen - "steilere" Seitenwände, aufgrund engerer Radien. Dadurch 'kippt' sie dir leichter in die Kurve, wenn Du den Übergang n zwischen den verschiedenen Radienbereichen überwunden hast.
Der Effekt ist quasi der gleiche, den Sportfahrer bei breiten Hinterreifen (200er oder 190er) im Vergleichs zu schmaleren (180ern) bemängeln: ich hatte mal vor eeewiger Zeit eine Grafik in der MOTORRAD gesehen, dass bei den breiteren Reifen der Aufstandspunkt in Schräglage viel weiter außen liegt, und du - bei einem "breiteren" Reifen - die Maschine auch mehr `reinlegen musst. Genauso so eine Grafik habe ich beim Z6 auch in Erinnerung.

Außerdem spielt der Unterbau des Reifens (Seitenwand, Karkasse) auch eine ziemliche Rolle. Manche Reifen wollen anscheinend nur geradeaus, und Du musst sie förmlich aus der bisherigen Rotationsrichtung "herauszwingen", so wie bei meinem alten K505. Das Profil spielt da auch eine Rolle.

Und die Reifenentwicklung geht auch immer weiter. Alle wollen sie einen Reifen, der immer Grip hat, aber ewig hält. Nach dem losfahren gleich picht wie Uhu, aber bei Regen auch Traktion in allen Lagen bietet. Tolle Rückmelddung bietet, aber komfortabel ist... Deswegen entwickelt die Industrie immer weiter. Neue Silica-Mischungen, Multiradien-Querschnitte, härtere Gummimischungen in der Mitte und weichere an den Seiten, andere Unterkonstruktionen bringen alle kleine Änderungen im Fahrverhalten, genauso wie Variationen beim Luftdruck.

Ach ja, und die Kombination ME33/55 ist schon recht in die Jahre gekommen. Zum einen, eine Konstruktion, die sich auch nicht mehr weiterentwickeln ließ, ohne ans "Eingemachte" zu gehen (die gibts doch nicht mehr, oder?), zum anderen: wie alt waren die Reifen auf Deiner TDM, waren die schon ausgehärtet? Dann werden die nämlich so flexibel wie Vollgummi und haben Grip wie Hartplastik... ;)

Ich hoffe, so´n ersten Einblick konne ich geben. Es gibt aber sicher wiele, die´s noch besser erklären können als ich.

--
Schumi
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ReinhardS
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Wie "funktionieren" Reifen?

Beitragvon ReinhardS » 17.01.2006 11:50

Hi,

ich hab' den gleichen Reifen Dunlop (D200) wieder drauf getan, mit dem die TDM 6 Monate vorher orginal ausgeliefert wurde - nach dem Reifenwechsel fuhr sie sich ganz anders, kippte viel leichter in die Kurven.

Ich glaub', dass sich einfach neue Reifen ganz anders fahren als alte, abgenudelte (desselben Modells).

MfG, Reinhard

Beeblebrox.Z
Registriert: 25.08.2003 23:08

Wie "funktionieren" Reifen?

Beitragvon Beeblebrox.Z » 17.01.2006 12:13

Moin moin Michael,

vielleicht hat dein Prof ja auch weiter gedacht und steht wie ich auf dem Standpunkt, daß Wissen, welches man/frau sich selber aneignet, sich intensiver "setzt" als vorgekautes.

Es könnte aber auch die Ing.-Denke bei mir sein: Man muß nicht Alles wissen, man muß wissen, wo es steht. :x

Zum Anderen hätte ich für Stephan auch eine seitenlange Abhandlung verfassen können, aber wer liest das den schon? Hier im Forum gibt es bei längeren Posts doch immer gleich Schimpfe. 8o

Zum Thema:
Unterschiedliche Reifenkonstukionen, -profile und -radien ziehen nun mal unterschiedliches Verhalten mit sich.
@ Stephan
Wenn es dich intersiver interessiert, kann ich dir einiges an Unterlagen "rüberpumpen", wenn ich wieder zu Hause bin. Jetzt versuch ich erstmal meinen Urlaub zu geniessen.:D

Und ein neuer Reifen ist nunmal immer besser als ein alter abgefahrenen bzw. ausgehärteter.

Grüsse aus KL
Jörg

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FlauerLischer
Registriert: 05.04.2004 19:10

Wie "funktionieren" Reifen?

Beitragvon FlauerLischer » 17.01.2006 12:47

ReinhardS schrieb:
> Hi,
>
> ich hab' den gleichen Reifen Dunlop (D200) wieder drauf getan, mit
> dem die TDM 6 Monate vorher orginal ausgeliefert wurde - nach dem
> Reifenwechsel fuhr sie sich ganz anders, kippte viel leichter in die
> Kurven.
>
> Ich glaub', dass sich einfach neue Reifen ganz anders fahren als
> alte, abgenudelte (desselben Modells).
>
> MfG, Reinhard

Genau so sehe ich das auch.
Wobei man natürlich die Weiterentwicklung bzgl. Gummimischung und Karkasse/Laufflächenform nicht vergessen darf.
Jedenfalls wird sich das Fahrverhalten direkt nach dem wechsel alt/neu immer Positiv äussern, da ein "alter" Reifen sicherlich seine Laufflächenform verändert hat.
Ich habe gerade meinen D220 vorne erneuert, hatte noch ca. 1,2 mm Profil.
Der neue hat auch nur um die 3,5-4 mm in der mitte, trotzdem musste ich mich völlig neu orientieren beim Fahren. Maschine fällt wieder leichter in Kurven, läuft aber auch deutlicher den Strassen nach. Beispiel sind Bushalten in Berlin, die durch Erwärmung und Gewicht sich stark verformt haben in Längstrichtung. Fahre ich da durch, "eiert" das Maschinchen schön in den Rillen rum. Kann man schon nen Schreck bekommen.8o

Das Geheimnis liegt scheinbar in der Form des Laufflächenquerschnittes, die sich sicherlich von Hersteller zu Hersteller und Typ zu Typ unterscheidet, gepaart noch mit den Mischungsverhältnissen des "rubber's" von nem Pneu.
Das zusammen mit der Geometrie der Maschine, (Radstand/Nachlauf/Schwerpunkt/Höhe usw.) führt zu den Fahreigenschaften im Gesamtverhältnis eines Motorrades.
Führt auch zu den sehr hohen Preisen unserer Pneu's, da nur kleinste Stückzahlen und viel Entwicklungsarbeit zusammentreffen.
Immerhin lassen sich manchmal die Maschinenhersteller sogar direkt zu ihren Motorrädern passene Reifen entwickeln, sicher nicht billig.
Wie dem auch sei, neue Reifen sind Gut!!!. Immer.:hasi:

Gruß
Harald

Nonsens
Registriert: 05.05.2002 16:37

Wie "funktionieren" Reifen?

Beitragvon Nonsens » 17.01.2006 22:34

N´abend,

also, die für mich einleuchtendste Erklärung ist die zu den Radien, ich glaube auch diese Zeichnung in der Motorrad noch in Erinnerung zu haben.
Was sich mir immer noch nicht erschließt ist die Aussage, dass ein alter Reifen (=härterer bzw. ausgehärteter Reifen) sich schwer "kippen" lassen sollte.
Meine Vorstellung, ein weicherer Reifen verformt sich, wird durch das Gewicht von oben platt auf die Strasse gedrückt und wenn ich das Moped kippe, dann muß er sich auch noch "gegen die Verformung stemmen". Kann das jemand nachvollziehen :-)? Wenn ich dagegen einen Holzreifen nehme, dann braucht der sich nicht in die Strasse drücken und müßte meiner Meinun nach leichter kippen. Klar, Grip hat der keinen.

Zumindest mein Vorderreifen auf der TDM war wohl sehr alt, den hab ich mal gebraucht in einer Werkstatt für ganz kleines Geld gekauft, der Hintere kann so alt aber nicht gewesen sein, denn die TDM hab ich seit Mai 2002 und der jetzige Z6 ist der dritte Reifen, den ich ihr spendiert habe. Der letzte davor (55er) das war im September 04. Da muß es ihn im Handel also noch gegeben haben (wobei natürlich nicht ausgeschlossen ist, dass es sich auch bei dem Händler um einen "gut abgehangenen" Reifen gehandelt hat :)) )

@ Jörg: Genießé erst mal den Urlaub :-), ich befürchte, dass seitenlange Abhandlungen mein technisches Verständnis übersteigen, siehe auch meine Ausführungen oben :-))). Obwohl ich auf der Metzler HP schon einiges verstanden habe.


Wie gesagt, was mich erstaunt ist der grosse Unterschied vorher/nachher, das war ungefähr wie damals, als ich auf der Tenere von einem Stollenreifen auf den Tourance (Strassenprofil) umgestigen bin. Das fand ich damals übrigens überhaupt nicht erstaunlich, denn den Wechsel von Stollen auf Strasse hatte ich schon so erwartet.

Jedenfalls erst mal "THANX", jetzt freu ich mich drauf den Z6 weiter auszutesten :-)))

--
Grüsse

Bodyguard Stephan
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Keine Umbauten, dafür Abbauten

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Ich fahr alle Strecken die länger sind als meine TDM :-)
Zuletzt geändert von Nonsens am 17.01.2006 22:36, insgesamt 1-mal geändert.

deranfaenger
Registriert: 03.12.2002 13:07

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Beitragvon deranfaenger » 18.01.2006 12:23

Hallo Stephan,
also meiner meinung nach ist es ganz einfach zu verstehen warum sich ein alter Reifen schwerer in Schräglage bewegen lässt.

wenn man sich nicht gerade auf einer Rennstrecke bewegt fährt sich der Reifen in der Mitte immer mehr ab als an den Seiten. Somit ist der Reifen in der Mitte flachgefahren. Wenn Du jetzt das Motorrad kippen willst, mußt Du zuerst den entstandenen Falz überwinden.
Bei einem neuem Reifen stehst Du quasi auf einer Spitze. Klar das da das Motorrad am liebsten umkippen möchte.

Du ju anderständ mi? :))

Lg
Günther
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Der, der nicht weiß wo er mit seinen Füßen hin soll...
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