Beitragvon tdm-fuzzi » 21.09.2014 22:49
Hallo in die Runde,
temperaturabhängig ändert sich sehr stark die Ölviskosität im Fahrbetrieb. Bei gezogener Kupplung bildet sich ein neuer, geschlossener Ölfilm zwischen den Kupplungsreibbelägen und Kupplungsstahlscheiben. Beim Einkuppeln muss dann der Ölfilm zwischen den Kupplungslamellen verdrängt werden, um eine feste Reibverbindung untereinander herzustellen. Bei mehreren, kurz hintereinander folgenden Kupplungsvorgängen saugen sich die Reibbeläge im entlasteten Zustand mit neuem Öl voll. Zudem steigt die Temperatur in der Kupplung durch Reibung. Das Öl (abhängig von der Ölsorte) in den Reibbelägen verdickt sich temperaturabhängig, fließt schneller oder langsamer ab und lässt diese vorübergehend aufquellen! Das Kupplungsspiel am Kupplungshebel wird dadurch größer!!!
Bei längerer Standzeit, oder längerer Fahrzeit (ohne kuppeln) wird durch den permanenten Druck der Kupplungsfedern das Öl aus den Reibbelägen gepresst (wie bei ständigem Druck auf einen nassen Schwamm) und entweicht aus den Reibbelägen. Die Reibbeläge werden wieder dünner und das Spiel am Hebel wird dadurch wieder kleiner.
Meine Beobachtungen bzw. Feststellungen: Im kalten Zustand beim Starten stimmt das Kupplungsspiel. Während der Fahrt quellen die Beläge durch das heiße Öl auf, dass Kupplungsspiel wird mit steigender Temperatur größer (am Hebel hat man immer mehr Spiel). Stellt man dann im warmen Zustand während der Fahrt die Kupplung nach, dann ist alles soweit unauffällig. Wird das Motorrad ein paar Tage abgestellt, dann hat man vor dem Start im kalten Zustand plötzlich kein Kupplungsspiel mehr. Wenn es kalt wieder eingestellt wird, dann nimmt es warm wieder zu, u.s.w., bis alles wieder von vorne beginnt.
Meiner Erfahrung/Einschätzung nach ist einzig und allein die verwendete Ölsorte (evtl. die Art der verwendeten VI-Additive) ursächlich für den wandernden Kupplungspunkt im Fahrbetrieb, bei unterschiedlichen Temperaturen, bzw. bei mehreren hintereinander folgenden Kupplungsvorgängen (vorübergehende, stärkere, regionale Erwärmung durch Reibung in der Kupplung plus Öleigenschaften). Eine minimale (wenn überhaupt messbare) temperaturbedingte Materialausdehnung nach erreichter Betriebstemperatur und bei normaler Fahrt der metallischen Kupplungsbedienteile und Kupplungsbauteileteile ist als Ursache für den stark wandernden Kupplungspunkt während der Fahrt sehr wahrscheinlich vernachlässigbar. Ein Wechsel der teuren Kupplungsbauteile wird wohl kaum Abhilfe schaffen. Ein Ölwechsel auf eine andere/unauffälligere/unproblematischere Ölsorte halte ich für wesentlich erfolgreicher!
Dass Öl nicht gleich Öl ist zeigen auch andere bekannte, ölsortenabhängige Nebenwirkungen wie z.B.: Kupplungskleben nach längerer Standzeit, problematische Leerlauffindung, Knallen beim 1. Gang einlegen, Kupplungsrupfen beim Losfahren im heißen Zustand, knochiges Schalten, Kupplungsschleifen beim Beschleunigen, u.s.w..
Hätte ich diese/ähnliche Feststellungen/Unterschiede nach Verwendung verschiedener Ölsorten mit der gleichen Kupplung nicht erlebt, dann hätte ich mich jetzt auch nicht zu Wort gemeldet!
Mit meinem derzeitigen/aktuellen Motoröl und der immer noch ursprünglichen Originalkupplung wandert kein Kupplungspunkt mehr. Er bleibt warm und kalt immer gleich!
Hat jemand von Euch ähnliche Erfahrungen gemacht? Oder bin ich mit meiner Einschätzung beim wandernden Kupplungspunkt auf dem Holzweg?
Gruß und eine gute Fahrt!
tdm-fuzzi
--
Probieren geht über Studieren!
Zuletzt geändert von
tdm-fuzzi am 22.09.2014 01:52, insgesamt 40-mal geändert.