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von Stockinger » 29.07.2013 13:27
Entschuldigt, wenn ich mich da mal einmische:
Limbo schrieb:
> 1. Der Funken ist immer ein Spannungsüberschlag zwischen 2 Elektroden.
Korrekt. Je nach Randbedingungen entwickelt sich aber auch bei ausreichend Zündleistung ein Lichtbogen ("brennt" heißer und länger und kann auch sonst schwer entflammbare Gemische zünden => Magerbetrieb)
> 2. Er besteht aus einem Fluss freier Elektronen.
Zum Teil. Je nach Ausprägung des Funkens (Funkenkopf+Funkenschwanz bis hin zum Lichtbogen) findet eine Stoßionisation des Gases in der Funkenstrecke statt. Da gibt es dann nicht nur Elektronen, die zur Mittelelektrode flitzen, sondern auch positiv geladene Ionen (und reaktionsfreudige freie Radikale), die in die entegengesetzte Richtung sausen.
> 3. Er dauert nur etwa 0,0015s.
Ja, so ungefähr, plus / minus.
> 3. Die Funkenstrecke ist bei neuen Zündkerzen immer 0,7mm.
Ich hab's noch nicht bei allen Kerzen nachgemessen, mag aber wohl hinkommen.
> 2. Die Spannung wird durch die Selbstinduktion in der Sekundärspule der abgeschalteten
> Zündspule erzeugt.
Die sich im Zweifelsfall selbst im Wege steht (zusammenbrechendes Magnetfeld -> Selbstinduktion -> Magnetfeld durch Selbstinduktionsstrom, das einem weitern, schnellen Magnetfeldzusammenbruch und damit einer höheren Zündspannung im Wege steht -> begrenzte Magnetfeldänderungsgeschwindigkeit -> begrenzte (Zünd)Hochspannung). Induktivitäten sorgen außerdem für eine ungünstige Phasenverschiebung zwischen Strom und Spannung. Wenn es ein Hersteller nun schafft, seiner Zündkerze ein (teil)kompensierende Kapazität mitzugeben, fällt die Phasenverschiebung geringer aus und es wird im Funken/Lichtbogen mehr Wirkleistung in Zündenergie umgesetzt.
> 3. Den Zündzeitpunkt gibt ein Sensor der ECU vor.
Korrekt.
> 4. Der Funken springt unter hohem Druck im zündfähigen Luft-Kraftstoff-Gemisch über.
Korrekt. Dabei ist zu berücksichtigen, dass der Funke haupsächlich im Bereich maximaler elektrischer Feldstärke entsteht. Dieser Bereich ist Geometrie- und Leitwertabhängig (also gibt es auch einen Einfluß durch das Elektrodenmaterial).
> 6. Bei der 900er verrußen die Kerzen bei richtiger Einstellung nicht. Es gibt nur minimale,
> rehbraune Ablagerungen, die den Betrieb bis mindestens 30TKm nicht beeinträchtigen.
Kann ich nicht beurteilen. Ich fahre eine 4TX.
> 7. Bei der 900er brennen die Elektroden nicht ab.
Das ist keine Frage von 900er oder 850er, sondern vom Elektrodenmaterial, Brennraumtemperatur, Wärmewert und aus all dem resultierend dem Elektrodenabbrand und damit der Verschlechterung der Elektrodengeometrie (Verlängerung der Funkenstrecke, Verschlechterung der E-Feld-Konzentration)
> An allen diesen Dingen ändert ein anderes Material der Zündelektroden nichts.
Doch, s.o..
> Es mag sein, dass ein anderes Material weniger Abbrand hat, oder Ablagerungen schlechter darauf
> haften. Diese Unterschiede kann man aber bei neu eingesetzten Zündkerzen nicht feststellen, und
> erst recht nicht, wenn man keinen Vergleich zu anderen, neuen Kerzen hat.
Dem stimme ich zum größten Teil zu; mit der Einschränkung: gilt nur bei einen optimal eingestellten Motor (optimal im Sinne von Zündwilligkeit).
> Deshalb halte ich Iridium-Zündkerzen für eine gelungene Werbeaktion, um die Kerzen teurer zu
> verkaufen. ;D
Längeres Wechselintervall und gutmütigeres Verhalten in Bezug auf suboptimale Gemischbildung stehen auf der "Haben"-Seite.
> Einen besseren Zündfunken kann man bei einer kontaktlosen Zündung nur mit einer anderen
> Zündspule oder einer längeren Funkenstrecke erzeugen. Wobei die Funkenstrecke für das richtige
> Gemisch seit über 100 Jahren ausreichend ist.
Jein, s.o..
Ich denke auch, dass bei neuen Kerzen und optimal eingestelltem Motor / Gemischbildung die Unterschiede zwischen den unteschiedlichen Kerzentypen eher im Bereich des "fühlen wollens" rangieren. Über die (Betriebs)Zeit und bei nicht optimalen Zündparametern (Gemisch, Verdichtung, etc.) halte ich einen spürbaren Effekt allerdings durchaus für möglich.
Dabei möcht ich zum Thema "optimales Gemisch" noch anmerken, dass es derer mindestens vier gibt:
1. Gemisch mit optimalen Zündeigenschaften
2. Gemisch mit optmaler (sprich maximaler) Leistungsentfaltung
3. Gemisch mit optimalem (sprich geringstem) Verbrauch
4. Gemisch mit optimaler (sprich schadstoffärmster) Verbrennung
Da bleibt viel Platz für persönliche Vorlieben und "Optimierungen". Und das persönlich favorisierte Optimum muss nicht unbedingt mit den optimalen Zündeigenschaften zusammenfallen. So gesehen kann eine spezielle "Wunder"-Zündkerzen durchaus sinnvoll und angemessen sein und auch zu objektiv besserem Motorlauf / Leistungsentfaltung / Startverhalten führen.
So, und nun: cool bleiben. Draußen ist es schon heiß genug 8)
Gruß,
Thorsten
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Anglizismen sind Bullshit.