Hallo liebe Forummler,
Versprochen ist versprochen, und hier ist er nun, der Top-Wurst Test der TDMF Wurst-Redaktion.
Als routinierter Motorrad-Leser weiß man ja mittlerweile wie Testberichte geschrieben werden. Die ganze Redaktion mußte mit ran, es war ein harter Tag Arbeit.
Mett as Mett can
Wissu ne Wurst? Blöde Frage! Frisch aus dem Post-Laster gerollt lag sie vor uns, ein Juwel in Fleisch und Fett. Eine 2003er Mett 850 vom Edelverwurster Hagen Meyer (User "extra-wurst") aus der Lüneburger Heide. Nicht zuletzt bekannt für sein Ratbike in dem Hollywood-Schinken Mett-Max. Aber erst mal das Pflichtprogramm durchnudeln, Fotos, Maße, Gewichte etc., muß sein, leider.
Schon beim ersten Augenschein fallen die lehrbuchaften Schweißnähte der Plastikhülle ins Auge. Feinste Qualität, heutzutage selten geworden. Japanische Wurst ist dagegen Stangenware. Dabei will sie ein Allrounder sein, eine Wurst für alle Gelegenheiten. Na gut, dann soll sie mal zeigen was sie kann.
Erste Disziplin: Frühstück auf der Rennstrecke in Wasa, Disziplin Knäcke.
Esser1, eher ein Käsekenner, schneidet an. Der Endzipfel schiebt sich agressiv nach vorne als wollte er sagen "Na, was ist Mann, kein Mumm?". Beherzt rangehen heißt die Devise und das Messer flutscht nur so durch die konservierende Plastikhülle. Keine Chance für Salmonellen aber trotzdem nicht undurchdringbar. Erste Sahne. Da wackelt nichts und auch durch bewußt eingeleitete Stöße am Messergriff läßt sich keine Unruhe ins Messer bringen. Anbremsen und in die rechte Ecke der Wurst abkippen lassen, wie eine Klinge aus Solingen bleibt unser Messer in der angepeilten Richtung und geht durch die Pelle wie Butter. Klar, die Pelle ist die neue MEZ 5 Sport-Beef von Mettzler. Die 3-lagige 0°-Radialverpellung hat eine hervorragende Eigendämpfung und ist auch im scharfen Anschnitt wesentlich spurtreuer als die alte Grill-Master von Dunlop. Weiter gehts mit Höchtsgeschwindigkeit, das Messer beißt sich tiefer in das Mett. Scharfe Sache, auf der Gegengraden kurz am Messer gespielt und und die Messerspitze schaut in dem blauen Himmel. So einfach mal ein Wheely zum Warmschneiden, tolle Wurst! Trotzdem ist Konzentration gefragt, wer zu beherzt schneidet, hat mit leichtem Kickback zu kämpfen und dann ist schnell mal zuviel auf dem Brot.
Wie Meyer die neuen Euro7 Lärmvorschriften im Griff hat ist ebenfalls beindruckend. Mehr als ein leises Saugen ist nicht zu vernehmen und trotzdem ein irrer Durchzug. Und das ohne künstliche Farbstoff- und Aroma-Einspritzung.
Esser 2, ein erfahrener Profi weiß was ihn erwartet. Visier zu, Knäcke auf dem Teller und ab gehts, Esser 1 übergibt das vorbereitete Schneidwerkzeug. Jetzt macht sich das Kickback bemerkbar, Esser 1 hat zuviel abgesägt und schon gibts Probleme. Konzentriert muß Esser 2 das Messer über die Stulle führen, eine schnelle rechts-links und schon hat er einen gleichmäßig dicken Belag auf der Brotscheibe. Jetzt nur nicht nachlassen und direkt eine Unterlage aus Butter daneben, für die nächste Schicht. Wesentlich homogener, nicht zuletzt, weil man jetzt weiß wie die Wurst reagiert, wird sie aufgestrichen. 3mm, 4mm, mehr brauchts nicht, damit Esser 2 das Wasser im Munde zusammenläuft, aber noch ist die halbe Brotscheibe mit Jungfräulichkeit gestraft.
Achtung! Quark! Als Unterlage auch bei erfahrenen Profis gefürchtet, setzt Esser 2 im Mett an und zieht durch. Eine genau passende Menge Mett auf der Klinge, wird schräg angesetzt und Esser 2 muß heftigst Bremsen. Bei dermassen hohen Geschwindigkeiten läuft's dann doch wesentlich geschmierter als gewünscht und der Quark verschiebt sich mit dem Mett. Gefährlich wird es freilich nicht, man ist noch weit von der Brechgrenze des Knäcke entfernt, aber Otto-Normalverbraucher hätte sicher Mühe, die Quarkunterlage am Platz zu halten. Eindeutig ist ein feuchter Untergrund nicht die Stärke dieser Wurst. Eine weichere Gesamtabstimmung wäre hier angebracht, aber sie kommt ja auch meist gut gekühlt aufs Brot, da ist alles immer was härter. Wobei es bei dem Preis nicht verständlich ist, warum keine Zutaten von Bauer Wilbers verwurstet wurden. Dafür sind die Stopper erste Sahne. Weit vor der Brotkante kommt unser Messer zum halten, der Griff wird hinten ziemlich leicht, aber es stempelt nicht. Das muß am Fettgehalt liegen, dieser wirkt wie eine Rutschkupplung. Problemloses Verzögern und Esser 2 kann in aller Ruhe mit der Neuverteilung von Quark und Mett beginnen.
Als Fazit gilt: Die neue Mett 850 braucht sich auf dem Knäcke nicht zu verstecken und ein guter Schmierer kann den anderen Jungs schon mal zeigen, wo der Wurstzipfel hängt.
Aber wie am Anfang schon erwähnt, überlässt Verwurster Meyer nichts dem Zufall. Nicht nur für den flotten Aufstrich auf dem Knäcke will er sorgen, auch die gemütliche Jause mit Graubrot und 6-Korn-Kruste Richtung Freizeitgestaltung stellt seine Kreation angeblich nicht vor größere Probleme.
Zweite Disziplin Brunch: 3 Esser haben sich versammelt. Vor sich ein Mittelgebirge aus Cocktailtomaten, Gewürzgurken und Zwiebelringen haben sich die Drei eine Tour de Gourmet mit dem neuen Wurst-Pilot III von Garmin ausbaldowert. Zwei starten mit 6-Korn einer wagt den Griff zum Graubrot. Drei Messser fahren routiniert in die Wurstmasse und drehen am Quirl, daß helle Freude aufkommt. Beim flotten Brunch ist Frischkäse angesagt, dann wird's leichter. Erste Bedenken, das auch hier der Belag verschoben werden könnte, bestätigen sich nicht. Die Messerlage ist gutmütig und neutral. Der Grenzbereich kündigt sich auch an der Brotkante frühzeitig und beherrschbar an. Beim Messerschwingen herrscht eitel Sonnenschein, gegessen wird unter Frischluft auf dem Balkon. Die Sonne hat die Wurstmasse etwas angewärmt und die Streicheigenschaften könnten nicht besser sein. Esser 3 hat das Graubrot per Hand geschnitten und so kann er das gutmütige verhalten auf Brotscheiben schlechtester Ordnung genießen. Sicherlich, am Berg fehlt es dann etwas am Durchzug, voll beladen mit 2 Gewürzgurken und 7 Zwiebelringen ist das zulässige Gesamtgewicht des Graubrots auch ausgereizt. Da wird es für die Zwiebelringe auch schon mal etwas eng auf dem hinteren Teil des Brotes.
Kräftiges Zubeißen beschert dem Esser wahre Gaumenfreuden und die Wurst zeigt ihr feines Aroma. Die Feinabstimmung ist auch bei kleinen Kaubewegungen so harmonisch, dass kein Wunsch offen bleibt. Trotz der beengten Platzverhältnisse, harmonieren die Zwiebelringe im Gesamteindruck. Ein guter Grund, eine zweite Brotscheibe, diesmal mit mehr Sorgfalt abgeschnitten, in Angriff zu nehmen.
Kurze Pause, ein Schluck Onko und weiter gehts.
Mit Problemen kämpfen dagen die beiden 6-Korn-Könige. Die doch sehr harten Körner im 6-Korn sind hinderlich beim Belagauftrag. Das Messer keilt aus und der optische Gesamteindruck der Stulle leidet etwas. Daran können auch die filetierten Cocktailtomaten nichts mehr ändern. Dem Geschmack tut das selbstverständlich keinen Abbruch, aber es zeigt sich, dass Off-Brot nicht die Stärke dieser Wurst ist. Auf gleichmässig festem Untergrund fühlt sie sich sichtbar wohler und die beiden schwenken um auf Graubrot.
Es ist die Leichtigkeit mit der die Wurst auf's Grau-Brot kommt, die alle drei Tester beeindruckt. Rechts, links, vor und zurück, die Messer gleiten souverän übers Brot und in die Wurst. Und so kommt es, dass vor dem erreichen des Sättigungsgefühls die Wurst alle ist. Betretene Mienen allenthalben, trotz der guten Testergebnisse ist der Verbrauch eindeutig zu hoch. Ob's an der fetten Abstimmung liegt? Aber sehen wir es positiv, was gut schmeckt ist schnell weg. Übrig bleibt die leere Pelle, die man bei Meyer wieder abgeben kann. Im Austausch für eine neu gefüllte, und um die Umwelt zu schonen. Alte Pellen gehören recycelt.
Schlußendlich kann man sagen, für die gebotene Leistung stimmt der Preis, auch wenn die Testwurst für uns umsonst war. Wenn man als Esser um die Schwächen auf Quark und im kalten Zustand weiß, kann man auch auf Knäcke sehr glücklich werden mit dieser Wurst. Aber ihr Terrain ist das Graubrot. Der spielerische Umgang mit dem Schmiermesser kommt nicht von ungefähr und mit ein, zwei Zwiebelringen weniger kommt man auch auf dem Weg in den Urlaub erfreulich gut zurecht.
Doch wo Licht ist, ist auch Schatten: der Geruch beim Aufstoßen ist nicht anders wie bei jeder Mettwurst. Etwas muffig und abstoßend, was durch Zwiebelringe sogar verstärkt wird. Doch da steht diese Wurst nicht alleine da. In diesem Marktsegment ist die Luft einfach zu dünn um Gerüche zu verbergen.
Top-Test Intern: Wie wir testen
12 Streichfähigkeit
Getestet wird mit dem Referenzmesser WMF "Monaco" mit einseitigem Wellenschliff. Bei billigen Pellen zeigt sich hier ein Abwandern zum äußeren Rand, was auf schlechte Verzahnungseigenschaften hindeutet. Besonders ausgeprägt bei billigen einlagigen Pellen aus dem südamerikanischen Raum. Das Messer ist sehr gutmütig beim Auftragen, so daß z.B. grobe Stückchen, wenn sie denn zu Unruhe im Messer führen, gnadenlos jede Schwäche in der Gesamtkonsistenz der Wurst aufdecken.
Gruß
Oliver
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XT600 63 Mm/ TDM 3VD 65,3 Mm
TDMF#19 / [f1]NEN#12[/f1]