Nachtrag:
Da wollte ich nach der Winterpause mit meiner EMM wieder eine schöne Runde drehen, und schiebe sie erst mal ins Freie. Benzinhahn auf, Choke gezogen und mit einem Druck auf den Startknopf ins Reich der Lebenden zurück geholt. Geil. Springt auf Anhieb an und läuft ruhig und gleichmäßig. Auch die Gasannahme ist gut.
Aber was ist das?
Da plätschern munter größere Mengen Kraftstoff zu Boden. Mist. Wird wohl nichts mit Fahren.
Also Motor aus und Ursachenforschung.
Ganz offensichtlich läuft eine Vergaser-Schwimmerkammer über und die Benzinpumpe fördert fleisig nach...
Tank runter (Sche..., Benzinhahn ist in "OFF" nicht mehr dicht) und Luftfilterbox runter.
Scheinbar ist der linke Vergaser das Problem. Ich tippe auf blockiertes Schwimmernadelventil (vielleicht ein kleiner Fremdkörper im Ventilsitz). Also erst mal den Vergaser gezielt mit Isopropanol gespühlt (durch die Spritleitung rein und durch die Ablassöffung wieder raus. Das brachte keinen wirklich nachhaltigen, positiven Effekt.
Da blieb mir nichts anderes über, als die Vergaser auszubauen, zu zerlegen und doch mal grundzureinigen.
Der Vergaserausbau ist ja noch schlimmer, als ein Batterieein-/ausbau. An die Schrauben von den Schellen der Ansauggummis kommt man ohne Schlangen-Finger / Werkzeug fast nicht ran. Und dass es sich dabei um lumpige Kreuzschrauben handelt, macht es auch nicht einfacher.
Aber egal, nach 30 Minuten Fluchen und Schrauben waren die Vergaser ordnungsgemäß ausgebaut.
Ein Blick in die Ansaugkanäle ließ schlimmes ahnen; im linken stand einige cm hoch Kraftstoff vor den Einlaßventilen. Den konnte ich relativ problemlos mit einer Spritzflasche absaugen.
Zur Sicherheit noch die Kerze raus und auch noch mal etwas aus dem Zylinder rausgesaugt. Zu guter Letzt den Motor ohne Kerzen eingie Umdrehungen durchdrehen lassen (dabei sollte man einen saugfähigen Lappen über die Kerzenöffnungen legen). Noch schnell das Öl auf Beimengungen von Kraftstoff kontrolliert; da war zum Glück nichts festzustellen. Die Kerzen habe ich sauber und trocken gebrannt und wieder rein damit.
Die nächste Hürde waren dann die extremst fest sitzenden Schrauben der Schwimmerkammern.
Der große Schock kam dann aber bei dem Blick in die Schwimmerkammern, besonders der Linken.
Mit dem Zeug, was da drin war, ist die tatsächlich (vergleichsweise gut) gelaufen??? Ein Biotop aus Schmodder, Siff, und Undefinierbarem. Und das linke Schwimmernadelventil hing fest. Da bewegte sich nichts mehr.
Also alle Düsen und Kleinteile raus und ins Ultraschellbad. Zwischenzeitlich konnte ich den Benzinhahn erfolgreich mit neuer Dichtung versehen.
Nach der Ultraschallreinigung, Ausblasen und Zusammenbau der Vergaser, wurden diese wieder (diesmal erheblich schneller und routinierter) in die EMM implantiert. Externe Spritversorgung anstöpseln, starten und: sie läuft, schnurrt, blubbert 1A vor sich hin, hängt super am Gas. Beide Schieber öffnen sauber und gleichmäßig. :rotate: :rotate: :rotate:
Keine halbe Stunde später war die EMM wieder komplett zusammengebaut und warmgelaufen. Es folgte eine ausgesprochen befriedigende große Runde zum Tanken und die nähere Umgebung. Durchzug, Gasannahme und Anschub in allen Lagen und Drehzahlbereichen. Da grinsen dann vor Spaß und Freude alle vier Backen

)
Hier noch ein paar kleine Tips für alle, die (aus welchen Gründen auch immer) auch mal ihren Vergaser demontieren, zerlegen, reinigen möchten /müssen:
* Schraubendreher mit flexibler Welle und Bitaufnahme, sowie eine kleine 1/4" Knarre
* Kreuzschlitzschrauben der Schellen an den Ansauggummis durch Innensechskantschrauben ersetzen (M4x25; M4x20 sollte auch reichen)
* Schrauben der Schwimmerdeckel durch passende Innensechskantschrauben ersetzen (bei Kedo gibt es entsprechende Schraubensätze)
* Ultraschallbad für ~20€ vom Discounter leistet gute Dienste
* keine Angst vor Vergaserschraubereien (vor allem nicht, wenn der Werkzeugfundus ausreichend ausgestattet ist, man über eine brauchbare Wartungs-/Reparaturanleitung verfügt, einen Vergaserdichtungs- und Düsensatz als Ersatzteile vorrätig hat und keine zwei linken Hände hat.
Fahren macht (mir) zwar mehr Spaß, als schrauben, aber die EMM selber wieder flott bekommen zu haben ist auch ein nicht zu verachtendes Erfolgserlebnis 8)
An dieser Stelle auch noch mal meinen herzlichsten Dank an alle hier Forum, die mit Wissen, Tips und Tricks und Erfahrungsberichten einen nicht zu unterschätzenden Quell an Problemlösungen darstellen. "Daumen Hoch"
Gruß,
Thorsten
--
-----
Anglizismen sind Bullshit.